PFAS in Outdoor-Produkten: Was steckt dahinter und welche Alternativen gibt es?

Wer viel draußen unterwegs ist, braucht wetterfeste Bekleidung und Ausrüstung. Lange galten fluorhaltige Imprägnierungen und wasserdichte Membranen als Nonplusultra in der Outdoor-Industrie – bis deutlich wurde, dass einige der verwendeten Chemikalien, die sogenannten PFAS, für Mensch und Umwelt problematisch sein können. Doch was verbirgt sich genau hinter PFAS, warum sind sie so umstritten, und welche umweltfreundlicheren Alternativen gibt es bereits? In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige.

 

 

Begriffs-Check: Was sind PFAS?


PFAS (Per- und polyfluoralkylsubstanzen) ist ein Sammelbegriff für eine große Gruppe von über 3.000 fluorhaltigen Verbindungen. Sie zeichnen sich vor allem durch ihre Wasser-, Fett- und Schmutzabweisung sowie ihre extreme Haltbarkeit aus.

 

PFC (perfluorierte Chemikalien) ist eine Unterkategorie innerhalb dieser Stoffgruppe. Daher gilt: Alle PFCs sind PFAS, aber nicht alle PFAS sind PFCs.

 

 Beispiele für PFAS-Verwendung

  • Outdoor-Bekleidung und Ausrüstung (Imprägnierungen, Membranen)
  • Teflon-Beschichtungen (Kochgeschirr)
  • Backpapier, Fast-Food-Verpackungen
  • Feuerwehrlöschschäume
  • Kosmetika

 

Sympatex Membran Abperleffekt Außenmaterial

Der Abperleffekt einer gut funktionierenden DWR. Hier am Beispiel einer Jacke mit Sympatex-Membran. Bild ©Sympatex

 

Warum sind PFAS problematisch?


  1. Gesundheitsrisiken
    Einige PFAS stehen im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Studien weisen darauf hin, dass sie das Immunsystem, den Hormonhaushalt sowie Leber- und Nierenfunktionen beeinträchtigen können.
  2. Umweltbelastung
    PFAS werden aufgrund ihrer enormen Stabilität auch „Forever Chemicals“ genannt. Sie sind in der Natur kaum abbaubar und reichern sich in Böden, Gewässern und Organismen an. Über die Nahrungskette können sie schließlich auch beim Menschen landen.
  3. Langfristige Auswirkungen
    Da einmal freigesetzte PFAS über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte in unserer Umwelt verbleiben, stellen sie nicht nur ein kurzfristiges Risiko dar, sondern können langfristig ganze Ökosysteme beeinträchtigen.

 

PFAS in der Outdoor-Branche


Imprägnierungen (DWR)

Viele Jacken, Hosen, Zelte und Schuhe werden mit fluorhaltigen DWR-Imprägnierungen behandelt, um wasser- und schmutzabweisende Eigenschaften zu erzielen. Immer mehr Hersteller verzichten jedoch inzwischen auf PFC-haltige Imprägnierungen („C8“ oder „C6“) und setzen stattdessen auf PFC-freie Lösungen („C0“).

 

Membranen

Die bekanntesten wasserdichten und atmungsaktiven Membranen basieren oft auf PTFE (Polytetrafluorethylen). Ob und in welchem Ausmaß diese fluorhaltigen Polymere für Mensch und Natur gefährlich sind, wird weiter erforscht. Dennoch suchen viele Unternehmen nach Alternativen, die komplett ohne PFAS auskommen.

 

Weitere Anwendungen

Auch in Skiwachsen waren lange fluorierte Substanzen üblich. Inzwischen ist fluorhaltiges Wachs in vielen Wettkämpfen – etwa bei der FIS (Fédération Internationale de Ski) – verboten, was den Umstieg auf fluorfreie Wachse vorantreibt.

 

Lagoped Outdoor und Skitourenbekleidung

Die Marke Lagoped verzichtet auf PFAS bei der Herstellung ihrer Produkte.

 

Der Wandel in der Outdoor-Industrie


Mit zunehmendem Umweltbewusstsein und möglichen Regulierungen (z. B. plant die EU ein Verbot vieler PFAS ab 2026) beschleunigt sich der Ausstieg aus diesen Chemikalien in der Outdoor-Branche. Große Hersteller haben eigene Leitlinien entwickelt, um PFAS Schritt für Schritt aus ihren Produkten zu verbannen.

 

Mögliche Folgen eines EU-Verbots
Sobald PFAS umfassend verboten oder stark reglementiert sind, werden Hersteller gezwungen, auf Alternativen umzusteigen. Bereits jetzt löst das einen Innovationsschub hin zu nachhaltigen Lösungen aus.

 

 

Alternativen ohne PFAS: Gibt es sie schon?


Ja – und es werden immer mehr! Zahlreiche Marken arbeiten an oder setzen bereits auf Technologien, die ohne PFAS hergestellt werden. Einige Beispiele:

  • GORE-TEX ePE-Membran 
    Seit der Wintersaison 2022/23 gibt es die GORE-TEX ePE-Membran. Laut Hersteller wurde auf PFAS in der Herstellung verzichtet.
  • Sympatex
    Die auf Polyester basierende Membran kommt seit jeher ohne PFAS aus. Sympatex arbeitet auf ein zirkuläres System hin, um Ressourcen zu schonen.
  • Xpore
    Eine mikroporöse Membran von BenQ Materials, die ohne PFAS hergestellt wird. Sie kommt beispielsweise bei Produkten der Marke Picture zum Einsatz.
  • Patagonia
    Patagonia plant, bis 2025 alle Membranen und Imprägnierungen ohne PFAS anzubieten.
  • Eigenmembranen diverser Marken
    Beispielsweise wird die „Ceplex“-PU-Membran des deutschen Herstellers Vaude ohne PFAS gefertigt. Auch Houdini fertigt ohne PFAS.
  • Gewachste Produkte
    Für Einsätze, bei denen kein absoluter Wasserschutz nötig ist, gibt es gewachste Materialien (z. B. Fjällrävens G-1000), die ganz ohne fluorhaltige Membran auskommen.

 

GORE-TEX ePe Membran Querschnitt

Aufbau der GORE-TEX ePe-Membran: Wasser bleibt draußen, Feuchtigkeit in Form von Dampf kann über mikroskopisch-kleine Poren entweichen.

 

Achtung: 100 % PFAS-frei ist relativ


PFAS haben sich bereits Jahrzehnte lang in der Umwelt angesammelt. Selbst bei PFAS-freier Produktion können minimale Spuren durch Umwelteinflüsse in Produkten nachgewiesen werden. Daher sprechen viele Hersteller inzwischen von „ohne PFAS hergestellt“, um Missverständnisse zu vermeiden.

 

 

Was tun mit vorhandener Ausrüstung?


Wegwerfen ist keine gute Idee. Umweltschädliche PFAS werden vor allem bei Herstellung und Entsorgung freigesetzt. Nutze deine noch funktionale Outdoor-Bekleidung weiter, solange sie intakt ist. Das spart Ressourcen und schont den Geldbeutel!

 

 

Pflegetipps für eine längere Lebensdauer


  • Regelmäßig waschen: Folge den Pflegehinweisen des Herstellers, um Dreck oder Öle zu entfernen, damit die Membran wieder besser funktioniert.
  • Imprägnierung auffrischen: Verwende möglichst PFAS-freie Imprägniersprays, um den Abperleffekt zu erhalten.
  • Reparieren statt ersetzen: Kleine Risse oder defekte Reißverschlüsse können oft problemlos repariert werden.

 

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Unser Engagement: „WIR DENKEN UM“ im Sortiment


Wir bei Sport Conrad haben das Ziel, der nachhaltigste Outdoor-Händler im alpinen Raum mit alpinen Produkten zu sein. Unter dem Label „WIR DENKEN UM“ kennzeichnen wir Produkte, die unseren strengen Anforderungen an verantwortungsvolle Herstellung und Materialien entsprechen. Darunter findest du auch zahlreiche Artikel, die ohne PFAS gefertigt wurden:

  • Online-Shop: Nutze unsere Filterfunktion im Menüpunkt „Nachhaltigkeit“ und suche nach Produkten, die unter Ausschluss von PFAS oder PFC produziert sind.
  • Persönliche Beratung: In unseren Geschäften im bayerischen Oberland helfen dir unsere Berater:innen gerne weiter, um die passende, umweltschonend produzierte Bekleidung und Ausrüstung zu finden.

 

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Fazit


PFAS sind aufgrund ihrer schwer abbaubaren Eigenschaften und gesundheitlichen Risiken in Verruf geraten. Doch die Outdoor-Branche reagiert bereits mit innovativen Membranen und Imprägnierungen, die ohne PFAS gefertigt wurden. Du kannst deine bestehende Ausrüstung bedenkenlos weiterverwenden und bei einem nötigen Neukauf auf umweltfreundlichere Produkte setzen.

 

 

Du willst mehr erfahren?

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