Die Pleisenspitze – Der beliebteste Skitourenberg im Hochkarwendel

Gipfel des Glücks: Die 2567 Meter hohe Pleisenspitze ist der beliebteste Skitourenberg im Hochkarwendel. kein Wunder, bei der Aussicht! Pflichtstopp auf halbem Weg vom Gipfel ins Tal: Der gepflegte Einkehrschwung beim „Pleisen-Siggi“.

 

„Wo die Berge in den Himmel ragen,

ihre Gipfel blühn im Sonnenschein,

klare Bächlein fließen durch die Täler,

nur das Karwendel ist die Heimat mein.“

 

Das „Karwendellied“, eine volksmusikalische Liebeserklärung an die Tiroler Bergheimat, stammt weder von DJ Ötzi noch von Andreas Gabalier, sondern vom Pleisen-Toni. Der hieß eigentlich Anton Gaugg, stammte aus Scharnitz – und war ein halbes Jahrhundert lang das Karwendel-Original. Im Zweiten Weltkrieg war er als junger Kerl in russische Kriegsgefangenschaft gekommen und hatte sich dort geschworen, sich daheim im Karwendel eine eigene Hütte zu bauen. Falls er jemals wieder nach Hause zurückkommen sollte. Nach fünf unendlich langen Jahren kam er tatsächlich aus der Kriegsgefangenschaft heim – und löste sein Gelübde ein. Auf halbem Weg von Scharnitz zu seinem Lieblingsberg, der Pleisenspitze, sollte sein Lebenstraum stehen: die eigene Hütte. Also baute er sie mit eigenen Händen – und schleppte zudem alle Baustoffe und Werkzeuge von Scharnitz die 800 Höhenmeter hinauf. Fahrstraße? Damals noch Fehlanzeige. Eine unmenschliche Leistung!

 

 

Unmenschlich ist die Leistung zwar nicht, im Winter die 2567 Meter hohe Pleisenspitze mit Tourenski zu besteigen. Aber 1600 Höhenmeter sind schon eine Ansage. Drei große Pluspunkte machen sie dennoch zum wohl beliebtesten (und meistbesuchten) Winterziel im Karwendel.

 

Erstens: Da sie der westlichste Gipfel im Hauptkamm ist, kann man sich bei der Pleisenspitze die sonst so elend langen Talhatscher – für die das Karwendel unter Skitourengehern berüchtigt ist – getrost sparen. Denn nach nur einer halben Stunde Fußmarsch an der Isar entlang beginnt auch schon der Aufstieg. Für Karwendelverhältnisse ein Klacks – und das perfekte Warm-up für die anstehenden 1600 Höhenmeter.

Zweitens: Dank der südwestlichen Exposition und des ausgeprägten Rückens, der oberhalb der Waldgrenze gen Gipfelgrat zieht, ist die Skitour relativ lawinensicher. Entsprechend gut besucht ist sie dann auch an schönen Tourentagen. Die Pleisenspitze ist eben kein Ziel für Outdoor-Autisten.

Und drittens: Auf halbem Weg zwischen Tal und Gipfel lockt die Pleisenhütte. Aber davon später mehr.

 

 

Skitour zur Pleisenspitze

Los geht’s in Scharnitz am Parkplatz „Karwendeltäler“. Von der Isarbrücke sind es nur etwa eineinhalb Kilometer gen Osten durchs Hinterautal Richtung Hallerangerhaus, bis es an der neuen Isarlodge Wiesenhof links hoch auf den Fahrweg durch den Wald zur Pleisenhütte geht. Den Fahrweg immer mal wieder abkürzend, steigt man durch dichten Waldgürtel bis ins freie Gelände und quert am Ende weit nach rechts hoch zur Pleisenhütte. Nordostwärts folgt man den Aufstiegsspuren zur Wanne des Vorderkars und steigt dann über den breiten Südwestrükken gen Gipfelkreuz. Am Ende verjüngt der Rücken sich zu einem südseitig exponierten Grat, dem Hinteren Pleisengrat. Obacht hier mit den Wechten! Die letzten Höhenmeter geht man meist zu Fuß. Nach etwa vier Stunden steht man dann endlich oben, am Gipfelkreuz der Pleisenspitze.

 

360-Grad-Rundumblick ins Karwendel

Die vielen Tourengeher freuen sich über den 360-Grad-Rundumblick ins Karwendel, hinüber zum benachbarten Wetterstein und zu den Stubaiern. Und über die bevorstehende, herrliche Abfahrt – im Hochwinter durch feinen Pulver, im Frühjahr auf bestem Firn. Wie immer gilt: Gutes Timing entscheidet auf der sonnenbeschienenen Abfahrt über Lust oder Frust.

 

 

Pflichtstopp nach den 800 Tiefenmetern vom Gipfel ist natürlich der Einkehrschwung in der selbstgebauten Hütte vom Pleisen-Toni. Der ist freilich schon seit 2007 im Karwendelhimmel. Heute betreiben sein Sohn, der Pleisen-Siggi, und seine Schwiegertochter Andrea die gemütliche Pleisenhütte. Und sperren sie im Winter übers Wochenende auf. Müde Skitourengeher freuen sich nach der Abfahrt vom Gipfel dann auf die Top-Aussicht von der Sonnenterrasse – und natürlich über ein, zwei Kaltgetränke. Und singen vor lauter Glückseligkeit vielleicht sogar die letzte Strophe von Pleisen-Tonis Karwendellied mit: „Herrgott lass mich doch von droben schauen, noch einmal sehe ich die Heimat mein, so dank ich dir allein, von ganzem Herzen möcht im Karwendel glücklich sein, nur im Karwendel glücklich sein.“

 

 

 

Pleisenspitze Skitour Info


Die mittelschwere, aber höhenmeterreiche Skitour von Scharnitz zur Pleisenspitze (2567m) ist die beliebteste Skitour im Hochkarwendel. Nach 1600 Höhenmetern zum Gipfel und der Abfahrt über den breiten Südwestrücken lohnt der Einkehrschwung beim Pleisen-Siggi (Foto), der in seiner Hütte samstags und sonntags Tourengeher bewirtet.

Dauer: 4h

Schwierigkeit: Mittel

 

 

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Fotos: ©Anton Brey