Ein Herz aus Gold – Magdalena Neuner im Interview

Eigentlich wollten wir Euch hier einen Einblick in die Schönheit der Langlaufloipen um Wallgau geben. Euch zeigen, wie sich das Werdenfelser Land im Winter in ein beinahe unendlich erscheinendes Paradies für Classic- und Skating-Läufer verwandelt. Wir haben uns für dieses Thema die Biathlon Olympiasiegerin Magdalena Neuner als Guide zu Rate gezogen und haben mit ihr die Loipen um Wallgau erkundet. Dabei sind tolle Bilder entstanden, die wir Euch nicht vorenthalten wollen:

 

 

Nach einem kurzen Gespräch wurde uns jedoch sehr schnell klar, dass es neben dem Spaß am Sport auch Themen gibt, die sie als Mutter und Vorbild antreiben, Dinge, die ihr am Herzen liegen und so wollen wir in diesem Interview einen kleinen Einblick in Ihr aufregendes Leben gewähren. 

 

Magdalena, wie sieht dein Tagesablauf seit dem Ende deiner Karriere als Biathletin aus?

In der Früh mache ich mich schnell fertig und richte für die Kinder ihre Brotzeitboxen und Kindergartenrucksäcke her. Dann schau ich auf die Uhr, merke, dass mir die Zeit davonläuft, wecke die Kinder, frühstücke mit ihnen und bringe sie in den Kindergarten. Am Vormittag erledige ich dann Geschäftliches, das heißt ich kümmere mich um meine Emails, führe Telefonate, koordiniere meine Interviewtermine. Wobei ich nebenbei schon wieder das Mittagessen vorbereite. Um zwölf hole ich die Kinder und dann essen wir zusammen. Auch mein Mann kommt mittags nach Hause. Diese gemeinsame Mittagsstunde ist mir sehr wichtig und die fällt auch selten aus. Der Nachmittag gehört dann meinen Kindern.

 

Was heißt Geschäftliches?

Tja, von Beruf bin ich eigentlich immer noch Magdalena Neuner, die Biathletin. Ich arbeite mit Sponsoren, mache Werbung für Fernsehen und Print, bin auf Kundenveranstaltungen meiner Partner, also „meet and great“, wie man so schön sagt. Ich habe viele Anfragen für Vorträge oder Gesprächsrunden. Ich arbeite als Expertin für die ARD und bin in Sendungen wie „Lanz“ oder in Quizshows zu sehen. Darüber hinaus engagiere ich mich in Charity-Projekten. Dabei liegt mir der Irmengardhof am Chiemsee besonders am Herzen. Der Hof gehört zur Berliner Björn-Schultz-Stiftung. Die Stiftung kümmert sich um Familien, die schwerstkranke Kinder haben. In Berlin findet diese Unterstützung in einem Kinderhospiz statt. Unser Projekt ist ein deutlich schöneres, wir haben das Nachsorge- und Erholungshaus, wo die Familien quasi Urlaub machen können. Als Schirmherrin ist es meine Aufgabe, das Projekt bekannt zu machen und nach außen zu tragen. Ich bin sozusagen das „Gesicht“ des Hofes.

 

Du hast alle großen Titel im Biathlon gewonnen. Welcher war für dich der wichtigste?

Ja, deswegen habe ich auch mit 25 aufgehört, weil ich nicht mehr wusste, wo es jetzt noch hingehen soll. Aber der Olympiasieg war sicherlich mein schönstes Erlebnis. Diesen Wunsch hatte ich schon als Elfjährige. 1998 durfte ich die Olympischen Spiele sehen und Uschi Diesel hat damals gewonnen. Zu meiner Mama hab ich dann gesagt, „Mama, ich will auch mal eine Olympiamedaille gewinnen.“ Ich habe mit neun Jahren mit dem Biathlon angefangen und war mit 16 bereits Profi im Nationalkader.

 

Hast du das Gefühl, in deiner Jugend etwas verpasst zu haben?

Nein, ich finde, dass ich sehr von meinem Sport profitiert habe. Natürlich bin ich auch um die Häuser gezogen. Aber das muss man halt dann im Training büßen und schränkt sich freiwillig ein. Im Rückblick bin ich froh, dass ich immer wusste, wo ich hin will und das verdanke ich dem Biathlon. Das war ein Fulltime-Job mit eineinhalb bis zwei Tagen pro Woche frei, wie es auch für jeden Berufstätigen gilt.

 

Wenn du heute unterwegs bist, erkennen dich die Leute?

Ja schon, aber das freut mich auch. Neulich war ich in der U-Bahn, weil ich nicht mit dem Auto in die Stadt wollte, da wurde ich von meiner Sitznachbarin angesprochen. Wir haben uns nett unterhalten, sie hat ein Foto gemacht und ein Autogramm
bekommen.

 

Du bist also lieber mit S- und UBahn unterwegs als mit dem Auto. Ist das Thema Nachhaltigkeit für dich von Bedeutung?

Gerade wenn man Kinder hat, denkt man um. Wir haben einen Auftrag für die nachfolgenden Generationen Ressourcen zu erhalten und zu schützen. Du stellst dir natürlich die Frage, wie sieht unsere Welt aus, wenn unsere Kinder mal 30 oder 40 sind. Wie schaut unser Wald aus, was ist mit unserem Trinkwasser? Ich arbeite im Kleinen. Ich fliege zum Beispiel nicht mehr, sondern mache alles mit dem Zug und finde das auch deutlich entspannter.

Ich glaube, dass jeder seinen Beitrag leisten kann – es geht vor allem darum, das Umweltbewusstsein von uns allen zu schärfen.

 

 

Gutes tun!


Die Björn-Schulz-Stiftung unterstützt Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern. Sie ermöglicht, dass
die Familien die noch verbleibende Lebenszeit gemeinsam mit Ihren Kindern verbringen können. Der Irmengard-Hof am Chiemsee ist ein Haus der Erholung für Familien mit schwer kranken Kindern. Dazu hat die Stiftung einen historischen Dreiseithof in Erbpacht übernommen. Magdalenas Anliegen ist es, betroffene Familien zu erreichen und zu ermutigen, Gast am Irmengardhof zu werden. Der Hof ist auf Spenden angewiesen und Magdalena hofft, dass es immer Menschen geben wird, die diesen einzigartigen Ort unterstützen möchten.

bjoern-schulz-stiftung.de

 

 

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Fotos: ©Anton Brey