Klar, das Karwendel kennt man. Es ist groß. Und wunderschön. Aber wenn man – wie wir – vor seinen Toren lebt, viel draußen unterwegs ist und seine Wochenenden selten auf der Couch verbringt, dann kristallisieren sich schnell ein paar ganz besondere Touren heraus. Die, die wir immer wieder machen wollen und auch beim zehnten Mal noch stehen bleiben, weil uns der Ausblick die Sprache verschlägt. Oder die, nach denen wir uns abends so gut fühlen, weil wir echt was geleistet haben.
Wir haben uns im Team umgehört und verraten Euch hier fünf Wandertouren im Karwendel, die für jeden Anspruch etwas mitbringen. Von der wilden Geisterklamm bis zur imposanten Birkkarspitze – Wandern im Karwendel ist vielseitig.
1. Aussichtsreiche Tour auf den Spuren Ludwig II. : Schöttlkarspitze von Krün
Von Krün aus geht es zunächst auf gut ausgebauten Wanderwegen und Almwegen bergauf in Richtung Schöttlkarspitze. Der Aufstieg verläuft durch Wald und Wiesen, vorbei am Seinskopf und Feldernkreuz, wobei der Weg technisch wenig anspruchsvoll ist. Die Schöttlkarspitze beeindruckt mit Aus- und Weitblicken ins Karwendel, zur Zugspitze im Westen und ins Isartal.
Der Rückweg führt über den Lakaiensteig, einen schmalen und ausgesetzten Gratweg, der stellenweise mit Drahtseilen versichert ist. Hier ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit Voraussetzung. Der Lakaiensteig verdankt seinen Namen den Bediensteten der Märchenkönigs, der sich sehr gerne im Karwendel aufhielt. Sie sicherten ihm damals die gefährlichen Passagen am Grat, damit Ludwig II. sicher die spektakulären Aussichten genießen konnte. Auf dem Steig geht es zurück nach Krün.
Start/Ziel: Ortsmitte Krün
Art der Tour: Bergtour mit Gratabstieg
Dauer: ca. 5 Stunden
Distanz: ca. 7 km
Höhenmeter: ca. 1.230 Hm
Die Schöttelkarspitze ist ein echtes Wander-Highlight in der Soierngruppe im Karwendel. Foto: Alpenwelt Karwendel/Pierre Johne
2. Ahornboden plus: Zum Mahnkopf über die Falkenhütte
Der Große Ahornboden allein ist schon ein Highlight, vor allem natürlich im Oktober, wenn er sich in satten Gelb- und Orangetönen färbt. Aber wer’s lieber etwas sportlicher mag, kann einen Spaziergang durch das Naturdenkmal Ahornboden mit einer Hütteneinkehr und einem tollen Gipfel verbinden: Los geht’s bei der Engalm, von dort über das Hohljoch zur Falkenhütte. Am besten dort eine kleine Pause einlegen und den Blick auf die Laliderer Wände genießen. Im Anschluss wartet der Mahnkopf-Gipfel mit fantastischer Aussicht über das gesamte Karwendel. Der Rückweg durchs wilde Laliderertal ist ein Naturerlebnis für sich.
Start/Ziel: Engalm
Art der Tour: Anspruchsvolle Bergwanderung
Dauer: ca. 7 Stunden
Distanz: ca. 16 km
Höhenmeter: ca. 900 hm
Der Große Ahornboden ist ein Highlight, besonders im Oktober, wenn er sich in satten Gelb- und Orangetönen verfärbt. Foto: Tirol Werbung/Jens Schwarz
3. Achensee von oben: Rundtour auf den Bärenkopf
Der Bärenkopf ist der Achensee-Klassiker – und das völlig zu Recht. Vom Parkplatz an der Seeuferstraße nach Pertisau startet man über die Skipiste, bis man einen beschilderten Steig erreicht. Weiter über die Bärenbadalm und auf gutem Pfad durch Latschen hinauf Richtung Gipfel. Kurz vorm Ziel wird’s kraxelig, die schwierigste Stelle ist jedoch seilversichert. Der Abstieg erfolgt über den Weißenbachsattel – der beschilderte Weg führt zurück zur Bärenbadalm. Von dort weiter wie im Aufstieg.
Start/Ziel: Pertisau
Art der Tour: Mittelschwere Bergwanderung
Dauer: ca. 5 Stunden
Distanz: ca. 9 km
Höhenmeter: ca. 950 hm
Von Pertisau über die Bärenbadalm hinauf zum Bärenkopf, mit Blick auf den Achensee. Foto: Pixelio
4. Kurz, wild und nass: Geisterklamm
Darf’s mal eine andere Art von Bergerlebnis sein? Die Geisterklamm bei Mittenwald ist zwar keine ausgedehnte Tour, aber für einen halben Tag absolut lohnenswert – vor allem mit Familie oder als Schlechtwetter-Ausflug. Über spektakuläre Stege geht’s durch die enge Leutaschklamm, immer über dem tosenden Wasser. Klammgeister, Wasserzwerge und Kobolde gibt es obendrein – sie halten die kleinen Wanderer bei Laune. Wer will, hängt noch eine Schleife über die Panoramabrücke dran.
Start/Ziel: Leutasch/Geisterklamm Parkplatz
Art der Tour: Erlebniswanderung/Kurztour
Dauer: ca. 2 Stunden
Distanz: ca. 6 km (inkl. Panoramarunde)
Höhenmeter: ca. 300 hm
Die Geisterklamm ist ein spektakuläres Ausflugsziel für die ganze Familie. Foto: Alpenwelt Karwendel/Philipp G. Iland
5. Auf den Karwendel-König: Die Birkkarspitze (Bike & Hike Tour)
Der höchste Gipfel im Karwendel verlangt Kondition, Trittsicherheit und frühes Aufstehen – aber was für eine Tour! Los geht’s in Scharnitz, mit dem Bike (oder Shuttle) durchs Hinterautal bis zum Karwendelhaus – und dort beginnt die eigentliche Challenge: Über das karge Schlauchkar geht es über Geröll und Schneefelder stetig – und teilweise steil – bergauf. Ab Höhe des Notfall-Biwaks ist Trittsicherheit unabdingbar (und die Orientierung wird etwas schwierig). Gelegentlich muss man die Hände zu Hilfe nehmen. Oben auf 2.749 Metern angekommen, kann man den Blick weit nach Bayern und Tirol schweifen lassen. Zurück geht’s auf der Aufstiegsroute, schließlich warten dort ja auch noch die Räder.
Start/Ziel: Scharnitz
Art der Tour: Sehr anspruchsvolle Berg- & Bike-Tour (mit leichter Klettersteigpassage)
Dauer: ca. 10–11 Stunden (inkl. Bike)
Distanz: ca. 30 km (gesamt)
Höhenmeter: ca. 1.800 hm (inkl. Rad)
Tipp: Mit Übernachtung im Karwendelhaus lässt sich die Tour entspannter auf zwei Tage strecken.
Der höchste Gipfel im Karwendel erfordert Kondition, Trittsicherheit und frühes Aufstehen, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Foto: Pixabay/Mikes1978