Die wichtigsten Kletterarten auf einen Blick

Klettern ist nicht gleich Klettern. Wie auch bei anderen Sportarten gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Disziplinen – jede hat ihre Besonderheiten und auch ihren ganz persönlichen Reiz. In diesem Beitrag erfährst Du deshalb welche Kletterarten es gibt, was sie ausmachen und auch welche Ausrüstung Du dafür benötigst. 

 

Übersicht: KLetterarten und Ausrüstung


Wenn heute von Klettern die Rede ist, dann ist meistens das sogenannte free climbing, das Freiklettern gemeint. Vorsicht: free climbing ist nicht gleich free solo, bei dem die Kletterer ganz alleine ohne jegliche Sicherung Routen hochgehen. Beim Freiklettern sind die Kletterer immer mit Hilfe von Seilen, Haken oder Schlingen gesichert. Dieses Material wird aber tatsächlich nur zur (Ab-)Sicherung verwendet – nicht zum Hochziehen. Grundsätzlich geht es beim Freiklettern darum, den Körper mit der eigenen Muskelkraft und Technik den Fels hochzubekommen. 

Im Gegensatz dazu gibt es das technische Klettern, bei dem durchaus das Material als Aufstiegshilfe genutzt wird – oft an Felsen an denen Kletterer durch reines Freiklettern an ihre Grenzen kommen. Die Bandbreite ist groß: vom Hochziehen mit Hilfe einer Schlinge bis hin zum „Hochnageln“ mit Hammer und Schlaghaken. Neben der extremen Variante des „Hochnagelns“ gibt es auch umweltfreundlichere Techniken. Beim „clean technischen Klettern“ wird zum Beispiel ausschließlich mit mobilen Sicherungsgeräten, wie Klemmkeilen, Friends oder Cams gearbeitet. 

 

 

Zusätzlich zu der groben Unterscheidung zwischen Freiklettern und technischem Klettern gibt es verschiedene Kletterarten:

 

Sportklettern

Sportklettern bezeichnet Freiklettern in Hallen oder auch im Freien an kurzen Routen mit nur einer Seillänge. Diese sind mit Hilfe von Bohrhaken im Fels, auch Bolts genannt, permanent gesichert. In diese Bolts werden während des Kletterns Express-Schlingen eingehängt, die im Fall eines Sturzes als Zwischensicherung dienen. Wie der Name schon sagt, steht hier der sportliche Aspekt und die Schwierigkeit der Kletterroute im Vordergrund. Das Erreichen eines Gipfels oder eines bestimmten Aussichtpunktes ist Nebensache. Am Ende der Route oder der Seillänge befindet sich eine Standplatzsicherung, von der sich der Kletterer wieder abseilen kann oder abgelassen wird.

 

Benötigte Ausrüstung: Kletterschuhe, Klettergurt, Sicherungsgerät, Kletterseil (dynamisches Einfachseil), Express-SetsHelmChalkbag

 

 

Alpinklettern

Wie das Sportklettern zählt auch das Alpinklettern zur Freikletterei. Hier handelt es sich allerdings um wesentlich längere Routen, sogenannte Mehrseillängen. Meist steht das Erreichen eines Gipfels im Fokus. Der Vorsteiger, der zuerst klettert, sichert sich nach einer geschafften Seillänge an einem Standplatz und holt den zweiten Kletterer – den Nachsteiger – am Seil hinterher. Je nach Kletterkönnen wechseln sich die Kletterer pro Seillänge ab, oder aber einer geht immer als Erster. Die Routen im alpinen Gelände werden auch mal technisch geklettert, wenn schwierige Passagen nicht frei begangen werden können. 

 

Benötigte Ausrüstung: Kletterschuhe, Klettergurt, Halbseil, Klemmkeile, Friends, Helm, Express-Sets (lang & kurz), Karabiner, Sicherungsgerät (Reverso) & Chalkbag, Bandschlingen

 

 

Traditionelles Klettern

Beim Traditionellen Klettern, auch oft als Trad Climbing bezeichnet, wird vollständig auf etwaige fixierte und gebohrte Sicherungen im Fels verzichtet. Die Sicherung erfolgt ausschließlich über mobile Sicherungsmittel, wie Klemmkeile, Cams und Friends, die in vorhandene Risse oder Löcher platziert werden. Alle selbst gelegten Sicherungen werden entweder beim Ablassen/Abseilen oder vom Nachsteiger wieder aus dem Fels geholt. Dadurch werden keine bleibenden Spuren zurückgelassen.

 

Benötigte Ausrüstung: Friends, Cams, Microcams, Express-Sets, Kletterseil, Klettergurt, Helm, Kletterschuhe, etc.

 

 

 

Bigwall Klettern

Beim Bigwall Klettern geht es an die ganz großen Felswände, wie zum Beispiel jene im Yosemite Valley in den USA oder im südamerikanischen Patagonien. Da  diese Touren oft mehrere Tage in Anspruch nehmen, ist das nächtliche Biwakieren direkt in der Wand keine Seltenheit. Auch müssen die Kletterer für einige Tage Wasser, Essen und Ausrüstung mit hoch nehmen – hier kommen gerade durch das viele benötigte Wasser schnell einige Kilo zusammen. Häufig wird die Ausrüstung daher in einem Haulbag – einem Materialsack – nachgezogen.

Grundsätzlich können Topathleten Bigwalls frei klettern, in der Regel werden die Wände aber oft technisch geklettert.

 

Benötigte Ausrüstung: Kletterschuhe, Klettergurt, Friends, Haulbag, Schlafsack, Biwaksack, Sicherungsgerät, Seil, Express-Sets, Karabiner, Helm & Chalkbag

 

 

Plaisir Klettern

„Plaisir“ kommt aus dem Französischem und kann als Freude oder Vergnügen übersetzt werden. Das Plaisir Klettern ist somit im deutschsprachigen Raum auch als Genussklettern bekannt. Geklettert wird hier in Ein- oder Mehrseillängen an gut gesichertem Fels bei leichtem bis moderatem Schwierigkeitsgrad – die Freude am Klettern und an der leichten Bewegung steht hier ganz klar im Vordergrund. 

 

Benötigte Ausrüstung: Kletterschuhe, Klettergurt, Sicherungsgerät, Kletterseil, Express-Sets, Helm & Chalkbag

 

Bouldern

Bouldern bezeichnet ungesicherteres Klettern in Absprunghöhe. Hier kommen weder Seil noch Klettergurt zum Einsatz. Ziel ist es, technisch anspruchsvolle Routen zu meistern – am Fels oder auch an künstlichen Kletterwänden. Eine Bouldermatte am Boden, auch Crashpad genannt, fängt mögliche Stürze ab. 

 

Benötigte Ausrüstung: Kletterschuhe, größeres Chalkbag & Crashpad

 

 

 

 

Deep Water Soloing

Beim Deep Water Soloing, kurz DWS, wird wie beim Bouldern auf Sicherungsmaterial verzichtet. Die Felswände befinden sich allerdings über dem Meer, über Seen oder Flüssen – Hauptsache tief genug. Bei einem Sturz landet der Kletterer somit unbeschadet im Wasser. Beliebte Spots sind hierfür zum Beispiel die Klippen Mallorcas oder Griechenlands. 

 

Benötigte Ausrüstung: Kletterschuhe, Chalkbag 

 

Klettersteig

Klettersteige sind gesicherte Wander- und Kletterwege im Gebirge. Dabei geht es weniger um freies Klettern, sondern viel mehr um das Hocharbeiten an permanenten Sicherungsmitteln. Dazu gehören vor allem Trittleitern und Stahlseile. 

 

Benötigte Ausrüstung: Klettersteigset, Klettergurt, Helm & Klettersteigschuhe

→ Hier geht’s zur ausführlichen Klettersteig Packliste.

 

 

Eisklettern und Mixed Klettern

Eisklettern ist eine besondere Herausforderung für jeden Kletterer. Im Winter werden gefrorene Wasserfälle, aber auch flache Eisfelder mit Hilfe von Steigeisen und Eisgeräten, speziellen Eispickeln, erklommen. Wenn sich Eis und Fels abwechseln, ist vom sogenannten Mixed-Klettern die Rede. Hier wird dann zusätzlich zur Eiskletterausrüstung auch noch Felssicherungsmaterial benötigt. 

 

 

Benötigte Ausrüstung: Steigeisen, Eisschrauben, Eispickel, Klettergurt, Halbseil, Express-Sets, Karabiner, Sicherungsgerät, Helm & steigeisenfeste Bergschuhe

 

 

 

Drytooling

Das Drytooling ist etwas für wirkliche Spezialisten. Dabei wird mit Eisausrüstung am Fels geklettert. Das heißt, die Kletterer haben Steigeisen an und nutzen noch einmal andere Eishauen als beim Eisklettern. Aber Achtung: Auf keinen Fall sollte an normalen Kletterrouten mit Eisausrüstung geklettert werden, da dies den Fels beschädigt – dafür gibt es ausgewiesene Gebiete und Sektoren. 

 

Benötigte Ausrüstung: Steigeisen, Eisgeräte, Klettergurt, Halbseil, Express-Sets, Karabiner, Sicherungsgerät, Helm & steigeisenfeste Bergschuhe

 

 

Du willst mit dem Klettern anfangen? 

Kletter-Essentials: Das brauchst Du als Kletteranfänger