Travelguide: Trekking in Schottland

Bei Schottland denkt man an wilde weite Highlands, an Schafe, an Whiskey und nicht zuletzt an das wechselhafte Wetter. Schottland lädt ein, ein bisschen weniger komfortabel aber dafür in unmittelbarem Kontakt mit der Natur unterwegs zu sein. Man lässt hier seine Gedanken über grüne Weite streifen, über steile Cliffs hinunter zu wilden Wellen fliegen und sie dann durch dichten Nebel hindurch bis zum glitzernden Sonnenlicht schweifen.

Unser Guide soll Dich inspirieren bei Deiner Reise nach Schottland das breite Spektrum dieses faszinierenden, freundlichen und sagenumwobenen Landes erleben zu können. Wir geben Dir Tipps für besondere Orte, für verlockende Trekkingtouren und wir verraten Dir, was wir selbst dort entdecken durften.

 

SCHOTTLANDS BEKANNTESTE TREKKINGTOUREN IM ÜBERBLICK


Wir verschaffen Dir hier kurz einen Überblick über ein paar bekannte Trekking-Routen und wenden uns danach ein paar eigenen Touren zu, die wir Dir empfehlen wollen.

© April Larivee

 

West Highland Way –  Die beliebteste Fernwanderroute

Unbestritten ist das wohl die bekannteste Weitwanderroute von Schottland. Sie führt in acht Tagesetappen und 154 Kilometern von Milngavie bei Glasgow nach Fort William. Es geht über Berge und durch Täler, vorbei an einigen „Lochs“, den lokalen Seen, und über moorige Wiesen. Der Weg ist durchwegs recht gut erkennbar. Online sind unzählige Informationen zu dieser Tour zu finden.

 

Great Glen Way – Herausragendende Landschaft

Diese Strecke ist eine mögliche Erweiterung des „West Highland Ways“ und führt von dessen Zielort Fort William in 117 Kilometern bis nach Inverness. Die Route führt immer am Wasser entlang, zunächst am Loch Lochy, dann am Loch Oich und schließlich am berühmten Loch Ness. Insgesamt ist die Route recht flach und daher besonders für Einsteiger geeignet.

 

Skye Trail – Abwechslungsreich und abenteuerlich

Auf der Insel Skye beginnt dieser Trail über 128 Kilometer an der Nordspitze und verläuft dann an der Ostküste entlang bis zum südlichen Ende der Insel. Diese Tour ist nicht durchgehend markiert und vermutlich die abwechslungsreichste der populären Routen. Ein Großteil der Route verläuft oben auf der Trotternish Ridge, einer beeindruckenden Felskante, die mit Gras bewachsen ist. Man kommt auf der Strecke auch an den sagenumwobenen Felsnadeln des „Old Man or Storr“ vorbei. Zudem hat die Route ein paar technischere Varianten auf Lager, besonders im südlichen Teil des Trails, wenn man zu den Black Cuillins gelangt (s.u.). Die gesamte Strecke lässt sich vermutlich auch toll als mehrtägiger Trailrun machen.

 

© April Larivee

 

Ben Nevis – Schön und wild

Der bekannteste und höchste Gipfel Schottlands lässt sich natürlich über die vielbegangene Touristenroute, den „Pony Track“ begehen, was aber wenig spannend ist. Viel schöner und wilder ist die Besteigung von Süden aus, über die East Ridge und den Càrn Dearg. Diese Variante ist anspruchsvoller und kürzer, aber wesentlich abwechslungsreicher. Gefahren bieten hier insbesondere plötzlich auftauchende Nebel und Schnee, die zu Sichtproblemen und Abstürzen führen können.

 

Torridon Range – Panorama wie im Bilderbuch

In der Region um Torridon gibt es einige anspruchsvollere Routen. Wunderschön ist beispielsweise der Rundweg über den Beinn Eighe, der besonders bei guter Sicht unfassbar schönen Ausblick bietet. Ausgehend vom der Ling Hütte geht es nach oben, vorbei am Lochan Coire Mhic Fhearchair und durch ein Sandstein-Couloir hinauf auf den Grat, den Du dann entlangwanderst bis Du zum höchsten Punkt, dem Beinn Eighe gelangst.

Aber auch der Beinn Aligin und Beinn Dearg machen als Tagestouren wirklich Spaß. Wir empfehlen Dir, in der Region mehrere Tage zu verbringen und einfach alle Routen zu gehen. Zum Abendessen empfehlen wir Dir das kleine Kishorn Seafood Restaurant.

 

Black Cuillins – Alpine Herausforderung

Neben der Torridon Range findet man auch hier, im Süden der Insel Skye, ein paar Berge, die größere bergsteigerische Herausforderungen bieten. Insbesondere weil die Wege hier nur selten bezeichnet und vielerorts auch kaum ausgebaut sind. Wegen möglichen Schneefeldern, den schnellen Wetterwechseln und plötzlich auftauchendem Nebel sollte man dort auch über alpine Erfahrung und Orientierungsfähigkeit verfügen. Mindestens ein Kompass, und das Wissen um seine Funktionen, ist hier wirklich sinnvoll.

 

PLANE DEINE REISE NACH SCHOTTLAND


Anreise – Über das Meer, durch das Meer oder unter dem Meer?

Natürlich kann man nach Schottland fliegen, dabei bieten sich je nach Ziel die großen Flughäfen in Glasgow oder Edinburgh an. Ein paar Airlines fliegen auch nach Aberdeen oder Inverness.
Aber da Du ja vermutlich zum Trekking nach Schottland reist, und damit ein Interesse an der Natur hast, empfehlen wir Dir natürlich die umweltfreundlichen Varianten der Anreise mit dem Zug oder Fernbus, die durch den 50 Kilometer langen Eurotunnel die Insel erreichen. Oder aber Du kommst gleich mit der Fähre, was eine schöne Einstimmung für Deine Zeit auf der Insel sein kann.

 

Fortbewegung auf der Insel

Natürlich gehen wir davon aus, dass Du einen Großteil Deiner Strecke zu Fuß zurücklegen willst. Aber es gibt auch ein recht gut ausgebautes Netz an öffentlichen Bussen, die allerdings nicht sehr häufig fahren, es lohnt sich also die Busfahrpläne von Citylink im voraus zu konsultieren. Die Züge von ScotRail verkehren nur zwischen den großen Städten, die mehr im Süden des Landes liegen. Wenn Du ein Auto mieten willst, geht das generell nur in Inverness, Aberdeen, Edinburgh und Glasgow. Im Norden gibt es keine Autovermietungen. Mit den Fähren von CalMac erreichst Du die westlichen Inseln, die nördlichen Orkney Inseln werden mit den OrkneyFerries oder den NorthLink Fähren erreicht.

Wir empfehlen Dir auf der Insel aber einfach Autostopp zu fahren. Es ist in Schottland üblich, Tramper mitzunehmen und man kommt so häufig mit den überaus freundlichen Anwohnern ins Gespräch. So kann man, wie wir selbst erfahren haben, auch wertvolle Tipps bekommen, die in keinem Reiseführer stehen. Die meist einspurigen Straßen, die die vielen kleinen Dörfer verbinden, lassen auch wenig Zieloptionen zu, so dass man unkompliziert ankommt.

 

Unterkunft

Es gibt viele ausgewiesene Campingplätze in Schottland, die häufig auch kleine lustige Bungalows vermieten. Richtige Hotels gibt es eigentlich nur in den größeren Städten, hingegen findet man fast in jedem Dorf ein „Bed & Breakfast“ oder ein sogenanntes „Bunkhouse“ oder „SelfCatering“, in dem man einfach unterkommen kann. Es gibt auch eine Reihe offizielle Hostels. Es gibt in Schottland zudem die Green Tourism Initiative, die Unterkünfte auszeichnet, die besonders umweltfreundlich sind. Ähnlich den Biwakhütten in den Alpen gibt es in den schottischen Highlands sogenannte „Bothies“, die als Unterkunft für die Nacht Schutz vor dem Wetter bieten.

 

Die meisten der rund 80 einfachen Schutzhütten werden von der Mountain Bothies Association (MBA) in Stand gehalten und sind meist mit Bettkojen und Kochstelle ausgestattet. Eine Feuerstelle bieten sie in der Regel nicht, und auch keine Matratzen. Sie sind unverschlossen und stehen Wanderern kostenfrei zur Verfügung. Wie in den Alpen auch muss man sich bezüglich der Platzeinteilung untereinander arrangieren. Oft liegen sie an ausgesprochen schönen Orten, und es lohnt sich, sie unterwegs einzuplanen. Einen Überblick über die Standorte vermittelt beispielsweise diese Karte der MBA.

Man kann in Schottland aber auch problemlos und legal wild campen. Die Regeln dazu werden im „Scottish Outdoor Access Code“ festgehalten, und beinhalten vor allem, dass man keinen Müll oder sonstige Spuren hinterlässt.

 

© April Larivee

 

WISSENSWERTES FÜR DEINE REISE NACH SCHOTTLAND


Wetter – Wechselhaft und unvorhersehbar

Ja, das Wetter in Schottland ist eine Herausforderung. Besonders die Wetterwechsel können plötzlich und häufig sein. Im Mai hatten wir einmal an ein und demselben Tag alles von Sonnenschein im T-Shirt, über starken Wind und Regen bis hin zu Gewitter, Hagel und schließlich sogar noch Schnee.

Das bedeutet, dass es hilft sich darauf einzustellen, dass man möglicherweise an einem ganzen Tag draußen mehrmals komplett durchnässt wird. Und ja, es kann hier sein, dass sogar der Satz „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung“ nicht mehr zieht. Wir wurden einmal lachend darauf hingewiesen, dass dem Wetter in Schottland auch Gore Tex egal sei, und das durften wir auch am eigenen Leib erfahren.

In der Konsequenz heißt das, dass es, wenn man nicht explizit danach sucht, seine überdurchschnittliche Wetterfestigkeit unter Beweis zu stellen, lohnend ist, die Unstetigkeit des Wetters bei der Tourenplanung zu berücksichtigen. Das kann beispielsweise bedeuten, dass man unterwegs neben den Nächten im (unbedingt wetter- und windfesten) Zelt auch die Möglichkeit der Nächtigung in einem Bothy einplant (s.o.), und zwischendrin auch immer mal wieder ein Self-Catering, Bunkhouse, Hostel oder Bed & Breakfast ansteuert, um die Kleidung wirklich trocknen zu lassen.

 

Right to Roam

In Schottland gilt es ein sehr besonderes Gesetz, nämlich das „Right to Roam“, oder zu Deutsch das „Jedermannsrecht“. Es gesteht jedem Menschen im Rahmen von Freizeit und Sport zu, die Wildnis und auch einen Teil des privaten Landeigentums frei zu nutzen. Das schließt unter Bedingungen der Sicherheit und des Umweltschutzes auch das Campen und sogar das Feuermachen mit ein. Konkret bedeutet das, dass man über Zäune klettern und auch (respektvoll) Privateigentum betreten und überqueren darf. Was das genau bedeutet wird von ScotWays definiert.

 

Sprache

Ja, in Schottland wird natürlich Englisch gesprochen, aber eben diese ganz besondere Form von Englisch, das Schottische Englisch. Zudem wird an vielen Orten in Schottland auch das Gälisch-Schottisch, die alte keltische Landessprache, gesprochen. Allerdings nur von etwas über 1 Prozent der Bevölkerung. Dennoch sind die Schilder im Land durchweg zweisprachig.

 

Viele Outdoor-Aktivitäten

Schottland bietet ausgesprochen viele Möglichkeiten für ein breites Spektrum an Outdoor-Aktivitäten, die man auch gut miteinander verbinden kann. Vom See-Kajaken und Rafting, über Biken und Wandern bis hin zum Canyoning und Klettern gibt es wirklich viel zu tun.

 

© April Larivee

 

Scotch Whiskey

Besonders für Whiskyliebhaber ist natürlich ein Besuch in einer der vielen berühmten schottischen Brennereien (Distilleries) sehr zu empfehlen. Viele bieten Whiskey-Tastings an, bei denen man verschiedene Sorten der edlen Tropfen probieren darf. Online gibt es alle möglichen Guides für Touren zu den „besten“ Brennereien.

 

Reisezeit – Jede Jahreszeit bietet Highlights

Schottland ist sicher zu jeder Jahreszeit auf verschiedene Weise atemberaubend schön. Je nachdem, ob man zum Eisklettern oder Trekking dorthin reist. Für Letzteres empfehlen wir den Mai, denn dann ist in dem populären Trekkingland noch nicht so viel los. Die Farben der Landschaft sind besonders im Frühjahr und im Herbst besonders wild und die höheren Berge sind schneebedeckt.
Aber vor Allem sind die Mücken, die im Sommer eine wahre Plage sind, im Mai noch nicht so zahlreich unterwegs.

 

LIEBLINGSORTE


Rubha Hunish

Lookout (Rubha Hunish) ist ein Bothy auf der Nordspitze der Insel Skye, das früher einmal von der Küstenwache verwendet wurde. Aus der kleinen Schutzhütte, die drei Schlafplätze bietet, hat man einen unschlagbar schönen Ausblick in Richtung des Minch, sowie zu den Inseln Harris und Lewis. Es liegt spektakulär auf der Steilküste und mitten im Wind, und ist nur zu Fuß erreichbar.

 

The Wildcat

The Wildcat ist ein Café und kleines Geschäft in Fort William. Dort gibt es nicht nur ausgesprochen guten Kaffee und leckere Speisen, sondern der Laden bietet auch viele verpackungsfreie Waren und dazu passende Bio-Produkte an. Im Sortiment sind sogar auch einige Bücher zum Thema. Es befindet sich auf der Hauptstraße von Fort William (High Street 21). Wenn Du Lust hast, Dich beispielsweise an einer Aktion zur Reinigung einer der umliegenden Strände zu beteiligen, kannst Du die Belegschaft des Wildcat fragen, sie koordinieren viele Aktionen zum Umweltschutz der Region.

 

Loch Coruisk

Loch Coruisk (sprich „Corüschk“) ist ein geheimnisvoller dunkler See, der im Süden der Insel Skye ganz still zwischen hohen Bergen liegt. Wenn man dort hinkommt, kann man gut verstehen, dass sich um den See gespenstische Geschichten ranken. Es gibt zum Beispiel die Sage von dem Geist Kelpie, der sich in Form eines Pferdes am Ufer des Sees zeigt und die müden Wanderer dazu einlädt, auf seinem Rücken zu reiten. Kaum aber ist man aufgesessen, reißt er den Wanderer mit sich in den Abgrund des Lochs reißt und verschlingt ihn. Der See kann auf einem sumpfigen Pfad umrundet werden. Er wird (leider) auch von einem Dampfer angefahren, der von dem Ort Elgol aus Touristen zum See bringt. Aber Abends kann man mit Kelpie ganz allein sein…

 

Little Swallow Foods

Little Swallow Foods ist eine winzige Manufaktur für frische Pastries, Quiches, Brot und verschiedene Marmeladen, die aus lokalen Zutaten hergestellt werden. Man kann sie sich aus einer kleinen Box in dem Ort Shieldaig am Loch Torridon entnehmen. Die Preise stehen in der Box angeschrieben und man lässt das Geld einfach in der „Honestybox“, die Ihr in der Straße am See direkt außen am Haus von Solas Bed & Breakfast, in der Baile Shuas in Shieldaig findet.

 

Sandwood Bay Beach

Sandwood Bay Beach ist ein klarer heller Sandstrand an der Nordküste von Schottland. Hier kann man sich von dem Wind ordentlich durchpusten lassen und dabei frische Meerluft atmen. Man erreicht den Strand ausschließlich zu Fuß und er ist entsprechend einsam. Die Wellen sind wild und wunderschön. Am linken Ende des Strandes steht vor der Landzunge beeindruckend eine Felsnadel im Wasser.

 

Wir wünschen Dir ganz viel Spaß in Schottland! Wenn Du Fragen hast, kannst Du Dich gerne an unseren Ambassador Ana wenden, die hat Schottland nämlich für Euch erkundet.

Mehr Fotos von April Larivee findest Du hier.