Dynafit Traverse Testbericht

Testbericht Dynafit Traverse

Der Dynafit Traverse ist die Multisport-Neuheit der Saison. Mit ihm verschwimmen die Grenzen zwischen Trailrunning, Wandern und Bergsteigen. Denn laut Hersteller soll er leicht und vielseitig wie ein Trailrunningschuh sein, aber gleichzeitig Schutz, Komfort und Grip eines Bergschuhs bieten. Unser Product Content & Brand Manager Benedikt ist leidenschaftlicher Trailrunner und hat den laut Hersteller 320 Gramm leichten Schuh in den Bergen rund um Garmisch-Partenkirchen getestet. Lies weiter und erfahre, wie sich der Multifunktionsschuh von Dynafit im Test geschlagen hat.

Testszenarien:

  • Testzeitraum: 2 Monate
  • Einsatzgebiete: Wandern, Bergtouren mit leichten Kletterpassagen, Trailrunning (später mehr dazu)
  • Orte: Fricken/Bischof, Kramer, Eckbauer, Königsstand
  • Bedingungen: Von matschigem Frühjahr bis Sommer
  • Untergründe:  Fels, Geröll, Matsch, Wanderwege, weglos

Dynafit Technologien:

  • Heel Preloader: soll für besseren Sitz der Ferse und Verbindung zur Sohle sorgen
  • Pomoca Sohle
  • Torsionsstab, der Kräfte bzw. Schläge abfängt und dadurch für zusätzliche Stabilität sorgt
  • Invisible Lacing: Abdeckung der Schnürsenkel soll gleichzeitig mehr Halt im Mittelfuß sorgen

Der erste Eindruck

Mein erster Eindruck beim Auspacken des Dynafit Traverse: Das neue Modell ähnelt in der Formensprache dem Transalper, was mir sehr gut gefällt. Die eingenähte Zunge sollte nicht verrutschen und das neue Speed Lacing System wirkt durchdacht und effizient. Nicht so gut gefällt mir, dass das Obermaterial aus sehr vielen TPU-Elementen besteht. Die Verarbeitung scheint in Ordnung zu sein.

Beim Anziehen setzt sich der technische Eindruck fort: Der Traverse bietet sehr guten seitlichen Halt und hat trotzdem eine mäßig flexible Zwischensohle in Längsrichtung. Das Abrollverhalten ist angenehm und liegt irgendwo zwischen einem Dynafit Trailrunning und einem niedrig geschnittenen Zustiegsschuh. Die Passform ist bequem und engt nicht ein – schon beim Hineinschlüpfen spüre ich die gute Passform.

Das Dynafit Speedlacing System funktioniert wie gewohnt einwandfrei. Die Zunge fühlt sich anfangs etwas eng an, gibt aber schnell nach, sodass der Schuh gut und bequem sitzt. Die Sohle wirkt sehr griffig. Für meinen Geschmack ist der Abriebschutz und die robuste Konstruktion optisch etwas zu auffällig – aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache. Mit dem vielen Plastik am Schuh fühle ich mich ein bisschen wie ein Power Ranger …. Zeit, das Modell in seinem Element auf Herz und Nieren zu testen.

So schlägt sich der Traverse am Berg

In leichtem Gelände und auf mittelschweren bis anspruchsvollen Pfaden zeigt sich der Schuh im positiven Sinne unauffällig. Vor allem das gute Abrollverhalten und das geringe Gewicht machen Spaß. Besonders wenn es technisch wird, spielt der Dynafit Traverse seine Stärken aus. Denn auf weglosem, verblocktem und felsigem Gelände bietet er viel Grip und Gefühl im Vorfußbereich. Auch die Schutzwirkung macht sich bemerkbar – Geröll kann dem Schuh nichts anhaben. Ich persönlich hätte mir allerdings weniger Robustheit und mehr Atmungsaktivität gewünscht.

Die Pomoca Sohle zeigt leichte Schwächen bei Nässe und ist im Downhill nicht so vertrauenerweckend wie andere Sohlen. Das Schnürsystem ist sehr gelungen, garantiert guten Halt und muss nicht nachgezogen werden – und dank der leicht gepolsterten Zunge gibt es keine Druckstellen. Für meinen normalen bis etwas breiteren Fuß ist der Dynafit Mid Volume perfekt: Er ist kompakt und sicher und fühlt sich nie eng oder locker an.  Auch auf langen Touren spüre ich keine Ermüdung, die Dämpfung ist für diesen Schuhtyp genau richtig und lässt mich den Untergrund gut spüren. Die Sprengung von 8 Millimetern liegt im Trailbereich im Mittelfeld und erscheint angemessen.

Wo liegen die Stärken des Dynafit Traverse?

Ich habe den Schuh hauptsächlich zum Wandern getragen und nur einen einzigen Lauf damit absolviert. Meine Meinung ist: Wer einen reinrassigen Laufschuh sucht, ist mit dem Traverse falsch beraten. Aber für Sportler:innen, die einen Speed Hiking Schuh suchen, mit dem man auch gerne den Downhill im Laufschritt absolviert, ist er perfekt. Natürlich spürt man die Trailrunning-Anleihen des Traverse: Das reduzierte Gewicht, das gute Abrollverhalten und die Stabilität des Traverse erinnern ein wenig an den Dynafit Feline SL.

Das Fazit

Pro:

  • Moderne Optik, Schuh wirkt wie aus einem Guss.
  • Alle Elemente am Schuh erfüllen ihren Zweck sehr gut.
  • Pomoca Sohle mit 5 mm Stollen hat einen erstaunlich breiten Einsatzbereich.
  • Mit dem Schuh am Fuß vergisst man, dass man Schuhe trägt.
  • Macht wirklich alles mit.
  • Abriebfest durch viel Kunststoff und dadurch insbesondere im Obermaterial kaum zerstörbar.

Kontra:

  • Atmungsaktivität ausbaufähig. Angestaute Feuchtigkeit entweicht schlecht.
  • Sehr viel Plastik: sogar die Schnürsenkelösen sind aus Kunststoff. Wenn auch funktional kaum ein Nachteil, würde mir mehr Textilanteil besser gefallen.
  • Für meinen Geschmack ein zu hohes Maß an Schutz, besonders im Vorfußbereich. Das liegt eher auf einem Niveau von technischen Approachschuhen.
  • Pomoca Sohle zeigt Schwächen bei Nässe und vermittelt ein eigenartiges „wachsiges“ Gefühl.
  • Der Traverse ist ein “Jack of all trades – master of none”: Macht alles mit, kann aber nichts herausragend gut. Meiner Meinung nach liegt die Stärke im schnellen, teils technischen Bergauf und Bergab, also dem Speed Hiking.
  • Gewicht könnte niedriger sein.

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