Testbericht: Dynafit Ultra 50 GTX

Der Bergausdauerspezialist Dynafit präsentierte zur Saison Herbst Winter 22 / 23 erstmals seinen Traillaufschuh Dynafit Ultra 50 GTX — laut Hersteller der perfekte Laufschuh für lange Strecken auf anspruchsvollen, alpinen Trails. Das neue Modell bietet die dafür nötige Sicherheit und sorgt für ausreichend Schutz. Die flexible Konstruktion der wasserdichten GORE-TEX Invisible-Fit-Technologie garantiert dabei Wasserdichtigkeit und eine optimierte Passform.
 
Ich, Benedikt aus der Sport Conrad Redaktion, hatte die Chance den neuen Dynafit Ultra 50 GTX über mehrere Wochen in verschiedenstem Gelände rund um Garmisch-Partenkirchen ausgiebig zu testen. Wie es mir dabei erging und wie das abschließende Fazit ausfällt, erfährst du hier!

 
 

Erster Eindruck


Ganz im Zeichen des Dynafit Marketing Slogans #speedup und Dynafits Racing DNA, präsentiert sich auch der Ultra 50 GTX in gewohnt sportlich-aggressiven Design und macht dabei einen ausgesprochen technischen sowie robusten Eindruck. In der Hand setzt sich dieser Eindruck fort: Die Sohle ist verhältnismäßig verwindungssteif, der Fersenkorb stabil und zahlreiche TPU Schutzelemente, die den Fuß beim Laufen vor Stock und Stein schützen sollen, geben dem Ultra 50 GTX eine robuste Haptik. Auch das Gewicht mit GORE-TEX Membran von 320 Gramm in Größe UK 8 beziehungsweise EU 42, ist noch im Rahmen. Wie von Dynafit gewohnt, überzeugt das Modell mit einer guten Verarbeitungsqualität. Beim ersten Begutachten konnte ich keine Klebereste oder ähnliche Mängel feststellen.
 
Auf technologischer Seite kommen beim neuen Sprössling viele bewährte Technologien zum Einsatz: Mit an Bord sind der Heel Preloader, welcher bei jedem Dynafit Traillaufschuh guten Fernsehalt sowie Führung und Stabilität bietet. Die Außensohle ist vom Schweizer Fell- und Sohlenspezialisten Pomoca gefertigt. Die Alpine-Rocker-Formgebung der Sohle sorgt für ein gutes Abrollverhalten, was sich vor allem in technisch anspruchsvollem Gelände bemerkbar macht. Zuletzt finden wir auch beim Ultra 50 GTX das Dynafit Invisible-Lacing-System, das unter anderem auch dem Ultra 100 seinen markanten Look verleiht. Beim neuen Ultra 50 GTX kommt das System jedoch in überarbeiteter Form zum Einsatz: Die Stretchgamasche ist nun merklich kleiner gestaltet, sodass die vorderen Schnürsenkel bequemer erreicht werden. Darüber hinaus umschließt das neue System den Fuß im Schuhinneren und verbessert so den Sitz.

 
 

 

 

 

Passform


Bei der Anprobe erlebte ich eine kleine Überraschung. Der Ultra 50 GTX wirkt wirklich sehr komfortabel und geräumig. Die Angabe von Dynafit, dass es sich um das maximale Volumen handele, ist nicht übertrieben — waren wir doch von Dynafit die letzten Jahre eher sehr sportlich geschnittenes Schuhwerk gewöhnt. Auch im Vergleich zum Dynafit Ultra 100, welchen wir letztes Jahr getestet haben, legt der Ultra 50 GTX nochmal eine kleine Schippe in Sachen Geräumigkeit darauf. Das große Volumen soll die Blutzirkulation unterstützen und so der Ermüdung auf (ultra-) langen Distanzen entgegenwirken. Ein stimmiges Konzept, denn auch die Dämpfung des Ultra 50 GTX ist recht komfortabel, wenn auch straff, sodass im technischen Gelände zu jeder Zeit genug Stabilität gewährleistet wird. Auch die „seamless tongue“, also die nahtlose und beidseitig vernähte Zunge, unterstreicht die sehr angenehme Passform. Die Ferse, welche bei Dynafit vom Heel Preloader an Ort und Stelle gehalten wird, sitzt kompakt und fühlt sich gut umschlossen an.
 
Die Passform würde ich folglich als bequem einstufen und passte zu meinen normalen bis etwas breiteren Füßen ausgezeichnet.
Genug der Theorie: Zeit, den Ultra 50 GTX in seinem Habitat auf die Probe zu stellen!

 

 

 

 

Auf dem Trail und am Berg


Dynafit verspricht uns einen „Schuh für lange Läufe ohne Limit“ — dieses Versprechen löst der Schneeleopard kompromisslos ein!
Der Eindruck von der Anprobe und dem ersten Begutachten bestätigt sich auch beim Laufen: Speziell auf längeren Distanzen und in etwas anspruchsvollerem Gelände macht der Dynafit Ultra 50 GTX viel Spaß. Die Dämpfung ist ausgezeichnet auf den Einsatzbereich abgestimmt und schafft einen sehr guten Kompromiss zwischen Dämpfung und Stabilität. Der Schuh rollt sehr souverän über so ziemlich alles, was du ihm bei deinen Läufen in den Weg stellst. Nicht zuletzt wegen der „Alpine Rocker“ Formgebung der Mittelsohle, mit ihren 8 mm Sprengung, wird ein durchwegs dynamisches Laufgefühl unterstützt. Besonders im Gelände funktioniert der Schuh prima. Umso schwieriger und unebener das Terrain, desto wohler fühlt sich der Ultra 50 GTX. Leichte Schwächen hingegen weist der Traillaufschuh im flachen Terrain und auf eher härteren Böden wie Forststraßen und harten Kieswegen auf. Hier merkt man, dass sich der Schuh nicht ganz zu Hause fühlt: Aufgrund der für den Bergeinsatz ausgelegten, weniger flexiblen Sohle, der vielen robusten Schutzelemente und des daraus resultierenden höheren Gewichts vermittelt der Schuh weniger Dynamik und Lauffreude, als ich es mir das ein oder andere Mal gewünscht hätte.

 

Die bewährte Außensohle von Pomoca und ihr neues Profildesign empfinde ich hingegen als gut gelungen. Insbesondere im trockenen, felsigen Gelände ist der Halt auf sehr hohem Niveau und die offene, aggressive Struktur der Sohle packt in jeder Situation souverän zu. Das Stollendesign erlaubt darüber hinaus einen weiten Einsatzbereich, denn die Sohle arbeitet am Berg unter schwierigeren Bedingungen genauso gut wie im leichten Terrain auf dem Weg dorthin. Weiterhin ist mir der geringe Verschleiß der Sohle positiv aufgefallen. Leichte Schwächen jedoch lässt die Sohle aufkommen, wenn es sehr nass ist. Primär an nassem Stein und Wurzeln haftet die Sohle etwas schlechter und verhält sich insgesamt weniger vorhersehbar. Nichtsdestotrotz ist es Pomoca gelungen, eine hervorragende Sohle zu bauen. Im Vergleich zum Platzhirschen Vibram fehlt aber noch das letzte Quäntchen Performance im Nassen.

 

 


 

Persönliches Fazit


Mit dem Dynafit Ultra 50 GTX bringen die Italiener einen soliden, technischen Traillaufschuh auf den Markt und schaffen es damit, die Angebotslücke zwischen dem eher Kurzdistanz-orientierten Dynafit Alpine und dem Langdistanzmodell Ultra 100 zu schließen. Dynafit liefert uns mit dem Ultra 50 GTX einen komfortablen Trailschuh, der aufgrund seiner breiten Zielgruppe viele Freunde finden wird. Damit weicht die Marke ein wenig von ihrer „Racing DNA“ ab. Doch ist das schlecht? Wie ich finde, nein. Der Schuh ist mit einer der zugänglichsten Vertreter der Brand und wird allein deshalb ein Publikumsliebling sein. Gerade die ausgewogenen „Allround-Eigenschaften“ und die angenehme und wasserdichte GORE-TEX Invisible-Fit Membran werden ihn zu meinem Trainingspartner in den Wintermonaten machen.

 
 

Pro und Contra


PRO

  • Komfortable, kompakte Passform mit viel Raum im Vorfußbereich
  • GORE-TEX Invisible-Fit Membran hält warm und trocken
  • Hohe Stabilität und guter Schutz

CONTRA

  • Etwas viel Gewicht
  • Grip-Niveau im Nassen
  • Laufcharakteristik auf harten Böden

 
 

Mehr von Dynafit

Dynafit Winter Running
Testbericht: Dynafit Ultra 100
Testbericht: Dynafit Alpine DNA