Mountainbike Federungen: Unterschiedliche Arten, Einstellung und Pflege

In keiner anderen Disziplin ist die Federung so wichtig wie beim Mountainbiken. Sie federt Schläge und Stöße ab und macht das Biken nicht angenehmer. Denn beim Mountainbiken geht es, je nach Vorlieben, in mehr oder minder unebenes Gelände: über felsige Absätze, Wurzeln und holprige Wege. Eine gut eingestellte Federung sorgt für Traktion und damit für eine bessere Kontrolle über dein Bike. Und damit die Federung wie geschmiert läuft – und das möglichst lange – musst du sie richtig einstellen und dann auch gut pflegen. Wie das geht, erfährst du in diesem Artikel!

DIE WICHTIGSTEN BEGRIFFE EINFACH ERKLÄRT


Das Thema ist gar nicht so einfach zu durchblicken, deshalb erklären wir zunächst die wichtigsten Fachbegriffe. Fälschlicherweise wird heute oft mit Federung die Vorderradfederung und mit Dämpfung die Hinterradfederung bezeichnet: 

Federung

Die Federung regelt das Ein- und Ausfedern in der Federgabel. Auch hier gibt es drei verschiedene Systeme. Am weitesten verbreitet ist die Luftfederung. Mithilfe von Luftdruck kann die Federung an den Fahrer und seine Bedürfnisse angepasst werden. Weniger verbreitet sind Elastomere. Diese Gummiblöcke befinden sich im Inneren der Federgabel und dämpfen Stöße. Hier kann die Federung jedoch nicht eingestellt werden. Die dritte Variante sind Öldrucksysteme. Diese findet man meist bei abfahrtsorientierten Bikes in der oberen Preisklasse. Hierbei handelt es sich um ein sehr aufwendiges System, das immer seltener verbaut wird. Vorteil: Zug- und Druckstufe lassen sich sehr gut und präzise einstellen. 

Dämpfung

Nicht ganz das Gleiche wie die Federung, obwohl das viele denken. Die Dämpfung regelt das Nachschwingen. Sprich: Schwingungen werden reduziert.

Luftdruck

Dies bezieht sich auf Luftfedern. Je höher der Luftdruck, desto härter ist die Feder. Da es wichtig ist, dass die Federelemente nicht bis zum Anschlag einfedern, muss der Luftdruck entsprechend gewählt werden und hängt nicht nur vom Gelände, sondern auch vom Gewicht des Fahrers oder der Fahrerin ab.

Zugstufe (Rebound)

Sie regelt, wie schnell das Federelement nach dem Einfedern wieder ausfedert. Ist er geschlossen, ist der Rebound-Effekt sehr gering, sodass nachfolgende Unebenheiten kaum ausgeglichen werden. Bei voll geöffnetem Rebound fühlt sich das Fahrrad fast wie ein Flummi an.

Druckstufendämpfung/Compression

Das Gegenstück zum Rebound. Er regelt die Einfedergeschwindigkeit. Die Druckstufe kann mit einem einfachen Handgriff an die Bedingungen angepasst werden.

SAG/Negativfederweg

Dieser gibt an, wie weit du mit deinem eigenen Körpergewicht plus Ausrüstung den gesamten Federweg eindrückst – also wie weit die Gabel in die Federung eintaucht, wenn du ruhig auf dem Sattel sitzt.

Der passende SAG Wert hängt vom Einsatzbereich des Mountainbikes ab:

Downhill/Freeride: 30-40 %
Enduro: 25-35 %
Allmountain: 25-30 %
Cross-Country/Marathon: 20-25 %

Lockout

Dieses Element (oft am Lenker, sonst an der Federgabel) blockiert das gesamte System. So kann z.B. ein mögliches Pendeln beim Treten bergauf schnell verhindert werden.

Der Federweg: Wie viel brauche ich?


Der Federweg ist bei Mountainbikes sehr unterschiedlich. In der Regel kann er sowohl beim Hardtail als auch beim Fully eingestellt werden. Dazu später mehr. Wichtig ist zunächst die Länge des Federwegs.

Prinzipiell lassen sich Bikes je nach Federweg in Kategorien einteilen:

Freeride Bike: 180-230 mm Federweg
Enduro: 160-180 mm Federweg
All-Mountain: 140-160 mm Federweg
Touren Fully: 120-140 mm Federweg
Race Fully: ungefähr 100 mm Federweg

WIE STELLT MAN SEINE FEDERUNG FÜR OPTIMALEN FAHRSPAß EIN?


Das Ganze ist gar nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Blick scheint. Und außerdem muss die Grundeinstellung – wenn sie dem Fahrer passt – später nicht mehr wirklich verändert werden. 

Zuerst wird die Federhärte am hinteren Dämpfer eingestellt

Zunächst musst du Rebound und Druckstufe komplett öffnen. Dies lässt sich mittels der meist rot und blau gefärbten Elemente machen.

Bike Federung

Rebound und Zugstufe öffnen

Anschließend wird der tatsächliche Federweg gemessen. Dazu wird die Gabel mit der Pumpe vollständig entlüftet. Der Federweg kann dann mit dem oft dafür vorgesehenen Gummiring ermittelt werden. 

Bike Federung

Luft herauslassen

Wenn dein Fahrrad keinen Gummiring am Dämpfer hat, kannst du einfach einen Kabelbinder anbringen und diesen bis zur Dichtung schieben. Dann einmal mit dem ganzen Körpergewicht auf den Sattel drücken und wieder loslassen. Der Abstand zwischen Gummiring/Kabelbinder und Dichtung ist der maximale Federweg. 

Bike Federung

Maximalen Federweg feststellen

Dieser muss dann eingestellt werden: Wenn du mittig auf dem Rad sitzt, sollte der Dämpfer ca. 1/4 bis 1/3 einfedern (dabei solltest du einerseits die Herstellerempfehlung beachten, andererseits dienen dir auch unsere Richtlinien als Hilfe – siehe SAG). Um dies leicht feststellen zu können: Einfach den Gummiring/Kabelbinder wieder gegen die Dichtungen schieben, auf den Sattel steigen, absteigen und nachmessen. Der Abstand zwischen Gummiring und Dichtung ist dann der SAG-Wert. Danach den Luftdruck mit einer Gabel-/Dämpferpumpe entsprechend anpassen. 

Bike Federung

Zentrale Position am Fahrrad einnehmen

Ob alles passt, lässt sich am einfachsten beim Fahren überprüfen. Wenn man bei Unebenheiten spürbar durchfedert, ist die Federung zu weich eingestellt. 

Als nächstes: Die Zugstufe

Ist die Federhärte eingestellt, kommt die Zugstufe an die Reihe. Dazu wird der Sattel im Stand mit den Händen einmal voll nach unten gedrückt und blitzschnell wieder losgelassen. Das Heck des Fahrrads steigt dabei nach oben. Die Reifen dürfen dabei aber nicht den Bodenkontakt verlieren! Mit dem kleinen roten Rädchen kann dann die Zugstufe eingestellt werden. Einfach mehrmals ausprobieren und nachjustieren, bis es passt.

Bike Federung

Sattel drücken und ruckartig loslassen

Nun zur Federgabel

Auch hier gilt das gleiche Prinzip: Zuerst die Zug- und Druckstufe voll aufdrehen und mit der dafür vorgesehenen Pumpe Luft entweichen lassen. Dann wieder den maximalen Federweg messen. Diesmal einfach den Abstand vom Ring bis zum Schmutzabstreifer über dem Reifen.

Bike Federung

Maximaler Federweg finden

Auch hier zuerst die Federhärte einstellen. Wieder muss der richtige SAG-Wert eingestellt werden. Zum Testen einfach auf das Fahrrad setzen, die Federung durch leichtes Wippen aktivieren und anschließend den Abstand zwischen Gummiring und Anschlag messen. Entsprechend Luft nachfüllen. 

Bike Federung

Luft in Federgabel je nach Bedarf pumpen

Um die Zugstufe einzustellen, stelle dich neben das Fahrrad. Ziehe die Bremsen einmal an und drücke die Gabel mit deinem ganzen Körpergewicht nach unten. Dann blitzschnell loslassen. Der Reifen sollte wieder Bodenkontakt haben. Wenn der Vorderreifen den Boden verlässt, ist die Zugstufe zu niedrig eingestellt! 

Bike Federung

Prüfung der Zugstufe mit vollem Körpergewicht

Zu guter Letzt: Pflege deine Mountainbike-Federung


Was viel genutzt wird, muss auch gepflegt werden. Deshalb: Verschmutzungen so schnell wie möglich entfernen. Am einfachsten ist es, das Fahrrad nach jeder Tour kurz mit einem feuchten Tuch zu reinigen. Hochdruckreiniger und Co. sind absolut tabu! Denn diese drücken den Schmutz nur direkt in die Dichtungen und zerstören sie so. In der Regel sind die Federelemente zwar relativ gut vor Schmutz geschützt. Falls jedoch Schmutz eindringt, funktionieren sie nicht mehr so gut – also lieber gleich den Dreck entfernen. Mit Wasser geht das am besten. Und auch die Rohre der Federgabel freuen sich ab und zu über ein paar Tropfen Teflonöl, einfach mit einem Tuch abreiben.

Nähere Informationen zur Pflege deines Mountainbikes findest du übrigens in unserem → Pflege Guide.

Und einmal jährlich geht es dann zum professionellen → Bike Service. Dabei helfen dir unsere Experten gerne vor Ort in einer unserer Filialen!

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