Tipps & Tricks: Eisklettern Guide

Wenn der erste Schnee kommt und die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen, ist Zeit für eine ganz besondere Spielart des Kletterns: das Eisklettern. Einerseits beinhaltet das Klettern an gefrorenem Wasser einige Aspekte des Felskletterns, andererseits ist es eben doch – ganz anders.

Hier zeigen wir dir, was du alles brauchst, um deine ersten Schritte im Eis zu wagen und auf was es beim Eisklettern ankommt.

 

 

Fitness für’s Eisklettern


Hand aufs Herz: Ohne Fitness geht es nicht. Du solltest über eine gewisse Kraft- und Konditionsgrundlage verfügen und es schadet sicher nicht, wenn du bereits Klettererfahrung hast. Doch im Eis müssen noch weitere Faktoren berücksichtigt werden – Temperaturschwankungen, Sonneneinstrahlung, Eisaufbau und gegebenenfalls noch Lawinengefährdung.

 

Dazu kommt – Eisklettern ist nichts für schwache Nerven. Stürzen sollte tunlichst vermieden werden. Zu gefährlich wäre es, mit spitzen Eisgeräten in der Hand und Steigeisen an den Füßen mehrere Meter zu fallen – zumal die Sicherungen beim Eisklettern eher weiter auseinander liegen. Aber am Anfang wirst du sowieso erstmal im Toprope unterwegs sein, das heißt, du bist gleich von oben mit einem Seil gesichert und kannst nicht fallen. Es empfiehlt sich, im Toprope viel auszuprobieren und deine Grenzen zu testen, um ein Gefühl fürs Eis zu bekommen und Sicherheit zu gewinnen. Mache dich vertraut mit dem Eis: höre, schaue, fühle.

 

Erst wenn du dich damit wohl fühlst, solltest du dich an den Vorstieg wagen, bei dem du dann deine Sicherungen – die Eisschrauben – selbst setzen musst.

 

 

Ausrüstung für’s Eisklettern


Wir stellen dir hier die wichtigsten Essentials vor, damit du gut ausgerüstet deinen neuen Sport ausüben kannst.

 

 

 

 

Seil

Zulegen solltest du dir unbedingt ein imprägniertes Seil. Denn wenn das Seil erstmal durchweicht und ordentlich schwer wird, hört der Spaß schnell auf. Ob du Halbseile, Zwillingsseile oder ein Einfachseil benutzt, ist etwas Geschmackssache. Wir empfehlen dir für Eisklettergärten, einfache Eisfälle (mit Fußabstieg) oder kurze Nordwandrouten ein Einfachseil. Das sollte 60 bis 80 Meter lang sein.

Wenn du schon fortgeschritten oder in schwierigem Gelände unterwegs bist, kannst du auch Halbseile oder Zwillingsseile benutzen, in der Regel mit 60 Metern Länge. Da die Imprägnierung oft schnell kaputt geht, bietet es sich an, diese Seile nur fürs Eisklettern zu verwenden, dann halten sie etwas länger.

 

 

 

Steigeisen

Am Anfang und in sehr leichtem Gelände bist du mit Doppelzacken vorne sicherlich etwas stabiler unterwegs. Steigeisen mit nur einem Frontalzacken sind in sehr hartem Eis und schwierigeren Routen hingegen fast immer anderen Typen überlegen. Denn ein einzelner Frontalzacken dringt besser und auch weiter ins Eis ein. Die Steigeisen sollten über Antistollplatten verfügen und für einen besseren Sitz am Bergstiefel sorgt eine Automatik-Bindung.

Tipp: Vielleicht kannst du mal ein oder zwei Steigeisen von deiner jeweiligen Bergschule oder deinen Bekannten testen, bevor du dich entscheidest. Wie bei so vielen Dingen ist es auch hier ein wenig Geschmackssache und hängt davon ab, mit was du besser zurechtkommst und wie du unterwegs bist.

 

 

 

 

 

Schuhwerk

Du brauchst warme, steigeisenfeste Bergschuhe, die bequem und gut sitzen. Spiele ein wenig mit deiner Schnürung und probiere aus, wie es für dich passt. Feste Schnürung bedeutet immer besseren Halt, aber möglicherweise auch schlechtere Durchblutung und damit kalte Füße…

Wichtig: Schnüre so, dass der Schuh während deiner Eisklettertour auf keinen Fall aufgeht.

 

 

 

Eisgeräte

Die speziellen Eiskletter-Geräte liegen gut in der Hand, sind meist kürzer als der klassische Pickel und mit einigen besonderen Features ausgestattet. Austauschbare Hauen, ein gekrümmtes Rohr und ein guter Griff mit Fingerschutz sollten selbstverständlich sein. Manche Eiskletterer tapen sich die Griffe noch, um besseren Grip zu haben.

Ein kleiner Merker: Je steiler das Eis, in dem du unterwegs bist, desto gekrümmter sollte der Schaft deines Eisgerätes sein.

 

 

 

Eisschrauben

Let’s face it: Eisschrauben sind teuer. Allerdings hängt dein Leben daran, also achte hier unbedingt auf gute Qualität. Die Standardlängen von Eisschrauben betragen 12 bis 14 cm und 16 bis 17 cm. Kürzere Schrauben brauchst du in der Regel nur in sehr anspruchsvollem Gelände.

Wir empfehlen, dass in einer 2er-Seilschaft jeder mindestens sechs Eisschrauben in zwei bis drei verschiedenen Längen dabei hat. Ein oder zwei 19er-Schrauben pro Seilschaft empfehlen sich außerdem fürs Bohren der Abalakov-Eissanduhren, an denen der Abseilstand gebaut wird.

Wichtig ist auch: Die Schrauben sollten einen entsprechenden Hebel haben, um schnell ins Eis gedreht werden zu können.

Wer sehr aufs Gewicht schaut, für den gibt es Schrauben aus Aluminium mit Stahlspitze.

 

 

 

 

 

Gurt

Im Prinzip kannst du deinen Klettergurt benutzen, wenn du schon einen hast. Wichtig ist, dass die Materialschlaufen gut erreichbar sind und nicht zu weit hinten sitzen.

 

 

 

Kleidung

Eisklettern bedeutet, dass du den ganzen Tag bei Temperaturen unter null draußen bist. Es ist ein konstantes Stop-and-Go – nicht nur unter dem Gefrierpunkt, meist auch noch im Schatten.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass du nicht auskühlst. Am besten ist es, beim Zustieg und beim Klettern nicht zu viel anzuziehen und dann fürs Sichern eine Daunenjacke oder Isolationsjacke im Rucksack zu haben.

Neigst du zu starkem Schwitzen, solltest du für nach dem Zustieg ein Wechselshirt dabei haben, vielleicht sogar Wechselsocken, Wechsel-Handschuhe und eine extra Mütze.

Eine Hardshellhose schützt dich vor Nässe und hält dich warm.

Als Faustregel kann man sagen: Je schwerer die Route, desto dünner die Handschuhe. Allerdings auch: Je dünner die Handschuhe, desto weniger wärmen sie. Viele Eiskletterer schwören auf Golfhandschuhe, da sie zwar dünn sind, aber griffig.  Fakt ist, du wirst mit ziemlicher Sicherheit kalte Hände bekommen und musst ausprobieren, was für dich geht.

Zum Beispiel kannst du ein Paar dünnere Handschuhe zum Klettern nehmen und ein Paar dickere zum Sichern. Wenn du benutzte, feuchte Handschuhe wechselst, bewahre sie am Körper auf, so dass sie dir nicht einfrieren.

Apropos Handschuhe: Vielleicht nimmst du dir auch für den Zustieg/Abstieg/das Abseilen ein extra Paar mit, damit deine guten Eiskletterhandschuhe länger halten.

 

 

 

Kletterhelm

Ein Kletterhelm beim Eisklettern ist nicht verhandelbar. Wichtig ist, dass der Helm auch mit Mütze gut am Kopf sitzt.

 

 

 

Sonstiges Zubehör

Ein Eissanduhr-Fädler und ein Abseilgerät solltest du auf jeden Fall dabei haben, um von deiner Tour wieder herunter zu kommen. Du solltest auch immer ein paar Reepschnüre am Gurt haben. Bei einem Notfall können auch ein Taschenmesser und ein Tibloc wichtig sein.

Empfehlenswert sind Materialkarbiner am Klettergurt, so dass du deine Eisschrauben dort einclippen und sortieren kannst.

Damit du deine Eisgeräte nicht mitten in der Tour verlierst, kannst du elastische Fangschnüre, so genannte Leashes, anbringen – das ist aber nicht zwingend notwendig und eher für alpine Touren gedacht.

Selbstverständlich gehören auch ein Erste-Hilfe-Pack, dein Handy, eine Stirnlampe und gegebenenfalls ein Biwacksack mit in den Rucksack.

Bist du in lawinengefährdeten Gebieten unterwegs, sollte natürlich ein LVS-Gerät, eine Schaufel und Sonde nicht fehlen. Denk dran: Auch über deiner Tour könnte Schnee abrutschen, also informiere dich vorher unbedingt über die Schnee- und Lawinenlage.

 

 

 

Auf los geht’s los mit dem Eisklettern!


Jetzt bist du bereit für dein Eiskletter-Abenteuer. Wir empfehlen dir, einen Kurs zu besuchen, wenn du noch nie im Eis unterwegs warst. Natürlich kannst du es dir auch von Freunden zeigen lassen, dann aber nur von wirklich erfahrenen Eiskletterern.

Ansonsten bleibt nur zu sagen: Aufpassen und Spaß haben!