Testbericht: Scarpa F1 XT

Bergziege mit Abfahrer-Genen? Unser Testfazit zum Scarpa F1 XT!


Mit nur 1150 Gramm Gewicht und einer Schaftrotation von 47 Grad verspricht der Scarpa F1 XT viel Performance im Aufstieg – dabei soll er, laut Herstellerangabe, gleichzeitig einen straffen Flex von 120 aufweisen. Hört sich interessant an, dachte ich mir und schnallte mir das neue Modell bei einem Skitouren-Neuheitentest Anfang Februar 2022 direkt an. Nach nur einer Abfahrt bei schlechten Verhältnissen konnte ich mir noch keine ausreichende Meinung bilden, sodass ich den Schuh im Frühjahr 2022 auf ca. 10 Skitouren ausgiebiger testete. 

 

Viel Bewegungsfreiheit im Aufstieg


Von eher abfahrtsorientierten Schuhen kommend, war ich von Anfang an von der unglaublich großen Schaftrotation fasziniert. Da das neue Modell von Scarpa keine Zunge hat, ist der Bewegungsablauf extrem leicht und ermöglicht mühelos große Schritte. Man spürt die Bewegungsfreiheit nicht nur nach hinten, sondern auch nach vorne. Im steilen Gelände muss man zudem die Steighilfe spürbar später einsetzen, was einerseits die Knie schont und andererseits gerade in Traversen mehr Kantengriff bietet.

 

 

Der Wechsel in den Gehmodus erfolgt durch Umlegen eines Klapphebels, der in ein Gegenstück einrastet – ein einfacher und sehr bedienerfreundlicher Mechanismus. Sollte der Schuh beim Umschalten nicht sofort einrasten, sieht man sofort, woran es liegt.

 

Wenn man mit Steigeisen unterwegs ist, muss man sich daran gewöhnen, den Trittmechanismus immer offenzuhalten. Denn leider behindern sich die beiden Kipphebel gegenseitig, sodass einer nicht geschlossen werden kann. An exponierten Stellen hätte ich mir ab und zu mehr Halt durch den Schaft gewünscht.

 

 

Der Innenschuh ist eher dünn und daher nicht sehr warm. Dies führt jedoch zu einer besseren Atmungsaktivität, wodurch die Socken auf langen Touren länger trocken bleiben und somit besser wärmen.

 

Oben angekommen, lässt sich der Schuh relativ schnell für die Abfahrt umbauen: Dazu müssen nur die beiden Schnallen an der Schale, der Powerstrap und der Hebel des Gehmechanismus betätigt werden.

 
  

 

Direkte Kraftübertragung in der Abfahrt


Bergab verhält sich der Schuh etwas gewöhnungsbedürftig. Durch die carbonverstärkte Schale ist die Kraftübertragung sehr direkt, aber auch schwer zu dosieren. So gräbt sich der Aussenski bei windgepresstem Schnee schnell ein. Schläge werden kaum gedämpft und kommen sehr direkt am Schienbein an. Eine falsche Position auf dem Ski wird so schnell bestraft.

 

 

 

Mein persönliches Fazit


Alpinist:innen, die gerne in steilen Flanken oder Rinnen unterwegs sind und deshalb einen Schuh suchen, der zuverlässig und gut Druck auf die Kante bringt, sind mit dem neuen Scarpa F1 XT gut beraten. Skibergsteiger, die auch bei höheren Geschwindigkeiten eine gute Kontrolle und Sicherheit spüren wollen, sollten sich eventuell nach schwereren Schuhmodellen umsehen, da diese meist etwas mehr Dämpfung bieten.

 

 

Insgesamt ist der Schuh ein außergewöhnlicher Vertreter seiner Kategorie. Denn in Sachen Gewicht und Bewegungsfreiheit gehört er zur Gruppe der Aufstiegsschuhe. Bei der Abfahrt kann er jedoch mit den in der Regel 200 Gramm schwereren Allround-Modellen mithalten.

 
 

 

Über die Scarpa F1 Serie


Innerhalb der Skitourenschuh-Kollektion von Scarpa steht die F1-Serie mit ihren acht Modellen für Skitouren mit leichter Ausrüstung. Die Schuhe finden die ideale Balance zwischen unbeschwertem Aufstieg und Abfahrtsspaß. Im Vergleich zu den Modellreihen 4-Quattro und Maestrale sind sie deutlich leichter, unterscheiden sich aber durch ihre bessere Abfahrtsperformance von den Race-Modellen der Alien-Serie. Innerhalb der F1-Serie gibt es wiederum Unterschiede in der Ausrichtung: Die Modelle F1XT, F1, F1 WMN und F1 JUNIOR haben mehr Downhill-Gene als ihre Geschwister F1 LT, F1 LT WMN, F1 GT und F1 GT WMN.

 

Die Modelle aus der Scarpa F1 Serie:

 

 

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Der Testbericht wurde von Sebastian Dorn, Abteilungsleiter bei Sport Conrad in der Filiale Penzberg, verfasst. 

Bilder ©Scarpa