Merinowolle

Merinowolle wird seit Jahren immer häufiger in Outdoorbekleidung und in der Mode verwendet, und das aus gutem Grund. Doch was ist Merinowolle überhaupt und wie unterscheidet sich die Wolle des Merinoschafs von anderen Wollsorten? Wir nehmen die beliebte Naturfaser genauer unter die Lupe.

 

 

Was ist Merinowolle?


Als Merinowolle bezeichnet man die Schurwolle des Merinoschafes. Das Merinoschaf ist eine Feinwoll- Schafrasse, die ursprünglich aus Nordafrika stammt und später über Spanien nach Australien und Neuseeland gelangte. Obwohl auch in anderen Ländern, darunter Deutschland, Merinoschafe gezüchtet werden, haben sich Neuseeland und Australien zu den weltweit dominierenden Produzenten von Merinowolle entwickelt. 

 

Merinowolle ist im Vergleich zu anderen Wollsorten besonders begehrt, da sie die feinste Schafwolle ist. Die im Durchmesser deutlich feineren Merinofasern sind besonders weich auf der Haut. Die gewellte Faserstruktur bildet mehr Lufteinschlüsse und isoliert daher besser als andere Schafwollfasern.

 

Diese Merinofasern bestehen aus dem Protein Keratin, das auch in unseren Haaren, unserer Haut und unseren Nägeln vorkommt. Eine einzelne Merinofaser ist durchschnittlich 17 bis 19 Mikrometer dick. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar ist etwa 50 bis 100 Mikrometer dick. Eine herkömmliche Schafwollfaser ist in der Regel etwas mehr als doppelt so dick wie eine Merinofaser.

 

Das Merinoschaf

 

 

Merinowolle: Eigenschaften


Neben der Feinheit der Fasern und dem damit verbundenen Tragekomfort hat Merinowolle noch viele weitere gute Eigenschaften.

 

Klimaregulation

Für den Outdoorsport ist vor allem die Regulierung der Körpertemperatur von Vorteil. Merinowolle isoliert sehr gut, da sich zwischen den vielen feinen, gekräuselten Wollfasern kleine Luftkammern befinden. Diese leiten weder Wärme noch Kälte. Bei hohen Außentemperaturen überzeugt Merinowolle durch ihre kühlende Wirkung. Schweiß wird zunächst von der Merinofaser aufgenommen. Bei warmer Umgebungsluft trocknet die aufgenommene Feuchtigkeit schneller und die Verdunstung ist schließlich für den kühlenden Effekt verantwortlich. Luftig leichte Shirts aus Merinowolle eignen sich daher auch ideal für sportliche Aktivitäten im Sommer.

 

Hält Merinowolle warm?

Durch die bereits beschriebene gewellte Faserstruktur und die dadurch entstehenden Luftkammern hält Merino besser warm als herkömmliche Schafwolle. Wer also ein Kleidungsstück mit besonders wärmenden Eigenschaften sucht, kann zu Merino greifen.

 

Merinofaser

 

 

Geruchshemmende Wirkung

Wer beim Sport häufig Kleidung aus Kunstfasern trägt, kennt das Problem: Geruchsbildende Bakterien fühlen sich darin pudelwohl. Nicht so in Merinowolle. Merinofasern bieten Bakterien einen relativ ungeeigneten Lebensraum, da sie sich aufgrund der besonderen Faserstruktur der Merinowolle nur schwer festsetzen können. Da sie zudem Feuchtigkeit zum Wachsen benötigen, können sich Bakterien auf den schnell trocknenden Merinofasern kaum vermehren. Das Protein Keratin hilft zudem, geruchsbildende Bakterien abzubauen. Merinofasern wirken also auf natürliche Weise antibakteriell. Auch nach mehrmaligem Tragen halten die Produkte, was sie versprechen: Die Kleidung trocknet schnell, riecht nicht und muss daher seltener gewaschen werden. Das ist vor allem bei Mehrtagestouren von Vorteil.

 

Merinowolle reguliert Feuchtigkeit

Bei körperlicher Aktivität schwitzen wir, unser Körper gibt Feuchtigkeit nach außen ab. Merinowolle bietet ein sehr gutes Feuchtigkeitsmanagement: Sie kann bis zu 35 Prozent ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass sich das Kleidungsstück feucht anfühlt oder klamm wird. Sinkt der Feuchtigkeitsgehalt, gibt die Merinofaser die aufgenommene Feuchtigkeit wieder ab. Deshalb gilt Merinowolle als schnell trocknend und atmungsaktiv.

 

Kratzt Merinowolle?

Eine der häufigsten Fragen im Zusammenhang mit Merinowolle ist, ob sie kratzt. In den meisten Fällen ist die Antwort nein. Aufgrund ihrer Feinheit und Weichheit kratzt Merinowolle in der Regel nicht und kann auch von Menschen mit empfindlicher Haut getragen werden – im Gegensatz zur oft kratzigen und rauen Wolle anderer Schafrassen.

 

Merinowolle mit feiner Faser

 

 

UV-Schutz

Merinoschafe sind seit jeher verschiedenen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Merinowolle absorbiert UV-Strahlen und hat je nach Dichte und Verarbeitung einen natürlichen Lichtschutzfaktor von bis zu 50.

 

Merinowolle ist wasser- und schmutzabweisend

Das Wollfett Lanolin umhüllt die Merinofaser und wirkt wie eine Schutzschicht. Merinowollfasern sind zudem stark gekräuselt und bieten Wassertropfen nur eine geringe Angriffsfläche.

 

Die positiven Eigenschaften von Merino auf einen Blick:

  • besonders weich
  • Feuchtigkeitsregulierend
  • atmungsaktiv
  • geruchshemmend
  • isolierend
  • Schmutz & Wasser abweisend
  • natürlich nachwachsender Rohstoff
  • Schützt vor UV-Strahlen
  • knittert kaum
  • Muss seltener gewaschen werden Lüften reicht oft

 

Wanderer am See

 

 

Merinowolle: Nachteile


Im Gegensatz zu Bekleidung aus Kunstfasern kann Merinokleidung durch unsachgemäße Wäsche beschädigt werden. Deshalb sollte man bei Merino immer auf das Pflegeetikett des Herstellers achten und ein geeignetes Waschmittel ohne Enzyme verwenden. Während Motten Kunstfasern nichts anhaben können, lieben ihre Larven die feine Merinowolle. Lavendelsäckchen und Zedernholz mögen die Falter nicht – ein natürliches Mittel gegen die Plagegeister! Wenn Kleidungsstücke aus Merinowolle befallen werden, ist das auch insofern ärgerlich, als sie wegen der wertvollen Naturfaser meist teurer sind als Kleidungsstücke aus Kunstfasern.

 

Die Nachteile der Merinowolle auf einen Blick:

  • Ist teurer als Kunstfasern
  • erfordert mehr Sorgfalt beim Waschen und Pflegen
  • ist als tierische Faser anfällig für Mottenfraß
  • Kann bei falscher Pflege einlaufen oder verfilzen
  • Mögliches Tierleid durch Mulesing

 

Merinoschaf

 

 

Mulesing


So sehr Merinowolle in Sachen Funktionalität punktet, so umstritten ist ihre Gewinnung aus Tierschutzsicht. Das liegt vor allem am Mulesing: Merinoschafe werden mit möglichst vielen Hautfalten gezüchtet, damit sie besonders viel Wolle liefern. Das Problem ist jedoch, dass diese Hautfalten die Schafe anfällig für den Befall von Fliegenmaden machen. Diese siedeln sich vor allem im After- und Genitalbereich an. Sie können eine Krankheit übertragen, die jährlich Millionen von Tieren das Leben kostet.

 

Um dies zu verhindern, werden beim Mulesing den Lämmern ohne Betäubung und Schmerzmittelgabe mit einer speziellen Schere Hautfalten um After, Vulva und Schwanz herausgeschnitten. Die Wunden werden anschließend nicht versorgt und müssen von selbst heilen. Eine schreckliche Prozedur.

 

Mulesing Free


Mulesing wird nur noch in Australien praktiziert. In Neuseeland, Südafrika und Deutschland ist es verboten. In Argentinien wird es einfach nicht praktiziert, weil es die spezielle Fliege dort gar nicht gibt. Achte also beim Kauf darauf, woher die Merinowolle stammt. Außerdem kannst du z.B. in unserem Onlineshop nach dem Label „Faire Wolle“ filtern – dieses Label erhalten nur Produkte, die frei von Mulesing sind. Alles über unsere Nachhaltigkeits-Kriterien findest du in unserem Materiallexikon.

 

Führende Hersteller von Merinowolle gehen bereits sehr transparent mit dem Thema um. Dazu gehört beispielsweise Icebreaker. Die Marke informiert auf ihrer Homepage sehr anschaulich über ihre Farmer und deren Tiere und gibt Einblicke in die Produktion. Die Merinowolle, die Icebreaker bezieht, stammt überwiegend aus Neuseeland und ist frei von Mulesing.

 

Auch Ortovox ist ein bekannter Name, wenn es um Funktionsbekleidung aus Merinowolle geht. Das Unternehmen hat einen eigenen Wollstandard ins Leben gerufen – das Ortovox Wool Promise (OWP) – und informiert auf seiner Website über seine Merinowolle aus Tasmanien.

 

Und noch etwas: Wenn ein Kleidungsstück aus Merino sehr billig ist, lohnt es sich, zweimal hinzuschauen, woher die Wolle kommt.

 

Unterwäsche mit Merinowolle


Aufgrund der vielen positiven Eigenschaften wird Merinowolle häufig in Outdoorbekleidung und mittlerweile auch in der Ausrüstung wie beispielsweise Rucksack-Rücken eingesetzt. Aufgrund ihrer Feinheit sowie ihrer feuchtigkeitsregulierenden und geruchshemmenden Eigenschaften wird sie jedoch besonders häufig in Unterwäsche verarbeitet. Unterwäsche mit Merinowolle gibt es von Icebreaker, Ortovox, Devold und Kari Traa.

 

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Merinowollshirt von Ortovox

 

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Fotos Copyright: Icebreaker/Ortovox/Devold