Auf der Alm

Eine Kuh macht „MUH!“ 208 Bergbauernkühe machen Mühe. Aber geben die allerbeste Milch! Zu Besuch bei Veronika und Josef Moser auf der über 500 Jahre alten Rotwandalm. Die liegt 1528 Meter über den Dingen – und mitten im Herzen des Karwendel.

 

Die Rotwandalm im Karwendel hat im Hochsommer zweihundertzwölf Mitarbeiter. Vier davon haben zwei Beine. Der Rest vier. Hier oben dürfen Kühe eben noch echte Rindviecher sein: Untertags lassen sie sich die Bergsonne aufs Fell brennen, zweimal am Tag geben sie Milch – und ansonsten dürfen sie sich auf über 1500 Meter Höhe so richtig die Hörner abstoßen. Wenn sie denn welche hätten … Ihre Mahlzeiten sind zudem hundert Prozent vegan und bio: beste Karwendelkräuter eben. Von Anfang Juni bis 25. September grasen also gut 200 Stück „Lehnvieh“ auf den Bergwiesen im Oberstübchen des Achensees. Wie es sich für glückliche Kühe gehört. 100 Jungtiere sind den Sommer über im Höhentrainingslager, um „bumperlgsund“ zu bleiben – und sportlich-fit zu werden.

 

Bei „Alma“, „Hirsch“, „Tapfer“ und den anderen 105 Milchkühen stehen – wie bei den 100 Stück Galtvieh – nur Gras, Blumen und Kräuter auf dem Speiseplan. Die Gleichung ist nämlich eine ganz einfache: Eine Kuh macht Muh. 208 Bergbauernkühe machen Mühe. Aber ist die Alpinkuh gesund und munter, schmecken Milch und Käse gleich doppelt gut! Der Wecker klingelt um Punkt sechs. Jeden Morgen. Vier Monate lang. Wer Bauer ist, kennt keine Feiertage. Wer Bergbauer ist, so wie Josef Moser aus Reith im Alpbachtal, erst recht nicht. Bergbauer bedeutet: steilere Wiesen, längere Arbeitstage, mehr Handarbeit. Dafür mehr Natur, keine Talhektik, weiterer Horizont. Aber genauso wollen es die Mosers – 600 Meter über dem Achensee und 1500 Meter über den Dingen.

Josef und seine Frau Veronika bewirtschaften in fünfter Generation die Rotwandalm auf der Sonnenseite des Karwendel. Die Alm ist eine Agrargemeinschaft aus drei Besitzern. Josef Moser ist der Obmann. Die 1450 erstmalig erwähnte Almhütte thront auf einem Hochplateau zwischen Achensee und Bächental, wind- und wettergeschützt von Demeljoch (1923 m) im Westen und Juifen (1988 m) im Osten. Genau gegenüber: der Karwendelhauptkamm
mit Birkkarspitze (2749 m), Laliderer Spitze (2620 m) und Lamsenspitze (2508 m). Hier oben – auf einer der schönsten Almen des Alpenparks Karwendel – gibt es von sechs Uhr morgens bis neun Uhr abends jede Menge zu tun: „Schwenden“ – also Säubern der Almflächen von Laub- und Nadelhölzern sowie Almunkräutern –, „Zäunen“, Brennholz machen, Triebwege herrichten und und und. Und natürlich nicht zu vergessen: die Vollpension für die 208 Sommergäste organisieren.

 

Das Karwendel.


Dies- und jenseits der schönsten grünen Grenze zwischen Bayern und Tirol blühen die Kräuterwiesen besonders saftig. Flora und Fauna sind hier oben im wahrsten Wortsinn ausgezeichnet. Gerade eben nämlich wurde das Karwendel unter 46 Naturparks in Österreich zum „Naturpark des Jahres 2020“ gekürt. Wer als Vollpensionär also seine Sommerfrische auf 1500 Metern Höhe mitten im ausgezeichneten Naturpark des Jahres verbringt, bekommt das Beste aus dem Karwendel ab: intakte Natur voller gesunder Gräser und Kräuter, besonderes Klima, reines Bergquellwasser, angereichert mit wertvollen Mineralien.

 

Gentechnik? Nein, danke! Kraftfutter? Lieber Kräuter!


Und statt Melkroboter setzt Josef auf Handarbeit. Hier oben auf der Rotwandalm gehören die Kühe eben zur Familie. Natürlich kennen die Mosers alle ihre 208 Sommergäste beim Namen. „Aber auch ihre Eigenheiten!“, erzählt Josef Moser. „Die Weix ist die Leitkuhn, die ist immer als erste an der Alm, die Wally ist immer die letzte.“ Hier oben darf Kuh eben noch Kuh sein. Und ist die Alpinkuh glücklich und gesund, dann fließt auch die allerbeste Milch. 2500 Liter. So viel Milch geben die 108 gutmütigen Gäste, die auf der Rotwandalm übersommern, Tag für Tag. Und was wird aus der Milch? Jeden zweiten Tag kommt der Milchlaster über die schmale Schotterstraße herauf, pumpt den wertvollen Rohstoff in den Edelstahltank und fährt ihn runter nach Wörgl im Inntal. Die Bergmilch wird nämlich nicht irgendwo ins Nirgendwo geliefert, sondern ausschließlich an „Tirol Milch“ in Wörgl. Alle reden von nachhaltig und regional – Veronika und Josef Mosers 208 tierische Mitarbeiter tun was dafür!

 

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